Höreindrücke - Digital
1000 EUR-Klasse
November 2005:
"Für so viel Geld kann man schon echte audiophile Qualitäten erwarten. Und das sollte man auch. Vor wenigen Jahren noch sahen 2000 Mark Spieler zumindest hinsichtlich ihrer Gehäuse- und Laufwerksqualität noch anders aus. Die heute üblichen Dünnblechkisten und Billiglaufwerke (oft nicht schön aber funktional: PC-CD-ROMs) halte ich in dieser Preisklasse für beschämend. Wer auch hinsichtlich diesen Aspekten ein solides und wertig wirkendes Produkt will, muss heute leider deutlich tiefer in die Tasche greifen."
"Es folgt bald ein Hörbericht der klanglich besten Player dieser Preisklasse: Dem Rega Planet und dem Arcam CD82 (Bild). Beide Geräte sind nicht mehr ganz taufrisch, hinsichtlich ihrer klanglichen Qualitäten aber immer noch unübertroffen. Der Arcam CD82 wurde inzwischen leider eingestellt. Die Schwestermodelle CD192 (ca. 1200 EUR) bzw. CD73 (Preis?) sind allerdings noch aktuell."
Mai 2007:
Ja! Schande über mein Haupt - ich habe es einfach nicht geschafft rechtzeitig einen Bericht über diese interessanten Vertreter ihrer Preisklasse nachzureichen, ehe die Zeit dies mittlerweile überflüssig gemacht hat. Denn oben genannte Probanden wird es nur noch auf dem Gebrauchtmarkt geben. Und diesen nun eine uneingeschränkte 2nd-Hand-Empfehlung zu geben, traue ich mir schon alleine ob ihrer beschämend billigen Sony-Laufwerke nicht zu. Klanglich gibt es zudem auch schon zu günstigerem Kurs Alternativen (wie die Berichte aus der Budgetklasse zeigen) und die Hifi-Hersteller flüchten sich selber immer noch in die Multiplayer oder Hochpreis-Nische. Einen 5kg leichten Plastikbomber mit Billiglaufwerk für 1.000 EUR oder mehr; und "der kann nicht einmal mehr MP3?", DVD?, Divx?, iPod-Anschluss - ebenfalls Fehlanzeige. Wer will so etwas heute noch? Klangliche Qualitäten hin oder her...
Aber ja! Genau von eben solchen will hier kurz (da versprochen) berichten - bin halt ein unverbesserlicher Prediger in der Wüste...
Technik
Ähnliche Player findet man bei Rega unter dem Namen Apollo - ja, der kann sogar MP3 - und bei Arcam unter Diva CD192, der leider deutlich teurer als der CD82 ist. Der Arcam CD72 dürfte aufgrund seiner technischen Ausstattung eher unter dem CD82 rangieren.
Beide Player sind hinsichtlich ihres mechanischen Aufbaus und der Gehäusequalität eher Leichtgewichte. Dass man sich um trotz der offensichtlichen Sparzwänge um die Resonanzeigenschaften der Geräte sorgt, davon zeugen Dämmungsmassnahmen im Inneren (Arcam) und das bei allen Produkten des Hauses verwendete Profilgehäuse, an dessen Deckel das Billiglaufwerk direkt verschraubt ist (Rega). Beim Rega sorgt dieser simple Aufbau, der zudem auf eine (resonanzanfällige?) Schublade verzichtet, für das spacige Äussere. So muss man hier ein bedämpftes Plastikdeckelchen im Raumschiff Enterprise Design hochklappen um CD´s zu wechseln.
Im Inneren findet man eine klassische überdimensionierte Spannungsversorgung mit Trafo und eine kleine Platine mit der Digital-Analog-Sektion - also nichts was direkt auf den 1.000 EUR Anspruch schliessen liesse. Um diesen auszumachen, muss man schon ein wenig genauer forschen. So verwenden beide Player die besonders "audio-tauglichen" DAC´s WM8740 von Wolfson. Dieser 24bit Delta Sigma DAC ist immer noch state-of-the-art und tatsächlich eher in highendigen Playern zu finden. Der CD82 hat deren sogar zwei (einen pro Kanal) in der "S-Version", beim neueren CD192 wären es sogar 4 Stück dieser DAC´s. So lesen sich die technischen Daten des CD82 auch schon recht beeindruckend. man gewinnt zudem gernerell das Gefühl, das der Arcam ein wenig aufwendiger designt ist als der Rega. Neben der Wandlung, sind auch das Netzteil und die analoge Ausgangssektion deutlich aufwendiger und grösser dimensioniert ausgelegt. Fairerweise muss man sagen, dass der sog. Strassenpreis beim Rega Planet auch geringer war; während der Arcam tatsächlich für kaum unter 1.000 EUR zu ergattern war, musste man für den Rega eigentlich nie über 700 EUR aufwenden. Modifikations- und Tuningwillige gingen zudem mit Begeisterung an das Ausmerzen der Schwachstellen des Rega. So findet man im Netz auch etliche bedämmte, mit Monsternetzteilen und ultrapräzisen Clocks versehene, sowie blau-ge-LED-te Planets, die glaubhaft deutlich über dem Urprungsgerät spielen. Aber wie klingen nun die unverbastelten Basisgeräte?
Versuchsaufbau
Entgegen der aktuell auf den Bildern meiner Homepage zu sehenden Gamut-Kette, durften die beiden Player an einer gutmütiger und vergleichweise verrundenderen Kette, bestehend aus Gamut Vorstufe C2R und zwei Acurus A100 Stereoendstufen (im Bi-Amping an meinen Visaton VOX 200 MHT High End) zeigen was sie meiner damaligen Digitalquelle voraus hatten. Diese bestand aus einem 15 Jahre alten 400 Mark Onkyo-Player als Laufwerk (mechanisch beiden Probanden klar überlegen) und einem Assemblage DAC2 Konverter, der sehr dem eines Classe CD3-Player ähnelt. Mit HDCD-fähigem PMD100 Digitalfilter und 2 Mono 20bit DAC´s zwar antiquiert aber halbwegs anständig und mit audiophilem Anspruch.
Höreindrücke
Beide Player klingen klar nachvollziehbar erwachsener und besser aufgelöst als meine alte Laufwerks-Wandler-Kombi. Die Klangsteigerungen fielen zwar nicht gross aus - was allerdings auch den nicht so hochauflösenden Endstufen angelastet werden kann - zeigten aber doch die Fortschritte der Entwicklung der letzten Jahre auf. Mikrodynamische Feinheiten und Obertöne wurden klarer herausgearbeitet, Klangfarben wirkten so voller und die Frequenzenden wirkten ein wenig erweitert (mehr Bassdruck und mehr highendiges Hochton-Gezwitscher). Neben diesen objektivierten sezierenden Musikbeobachtungen, konnte man aber auch einen aus meiner Sicht ganz entscheidenden Vorteil dieser beiden Player ausmachen, der zudem auch heute noch zu deren besonderen Stärken gehören dürfte: Das Timing.
An dieser Eigenschaft merkt man auch, dass beide Geräte via Gehör von (britischen) Audiospezialisten entwickelt worden und nicht einfach als messtechnisch perfektes Topgerät einer japanischen Grossserie vom Band fielen. Die musikalischen Ereignisse purzeln nicht zusammenhanglos als Höhen, Mitten und Tiefen aus dem Lautsprecher, sondern alles wirkt flüssig, auf den Punkt und damit einfach richtiger und echter in seiner Gesamtwiedergabe. Gerade akustische Musik profitierte deutlich von diesen Fähigkeiten.
Was beide ebenfalls sehr gut können, ist Stimmen und Instrumenten einen sauberen und vollen Grundton (oder auch Mitten) zu geben. Andere Player dieser Klasse (insbesondere die schon erwähnten dickschiffigen Grossseriengeräte, die zumindest nach was aussehen) wirken diesbezüglich oft ein wenig unterkühlt, streng und ausgedünnt. Gerade volle tiefe Frauenstimmen, wie die von Cassandra Wilson beispielsweise, ertönen dann ein wenig mädchenhaft und gepresst (als ob die Dame nicht richtig Luft bekommen würde), wobei jeder der Frau Wilson schon einmal gehört hat, weiss das alles andere der Fall ist, nur nicht das. Also: Hier ist man mit beiden Playern schon einen Schritt weiter.
Bestandsaufnahme:
Beider Player kommen aus England und haben ein tolles Timing und schöne Mitten (na da habe ich ja mal alle Fachpressen-Klischees über britisches Hifi erfüllt); kosten ähnlich viel, haben billige Laufwerke und Gehäuse; verwenden die gleichen DAC´s und offensichtlich auch akustisch nur Gemeinsamkeiten...
Ok, es gibt auch Unterschiede. Und die sind genauso deutlich, wie die Vorzüge beider Player meinem damaligen archaischem Equipment gegenüber:
Kurz: Der Arcam kann alles ein wenig besser und ist für mich klar das bessere Gerät und auch noch hinsichtlich des höheren Strassenpreises der Kauf mit dem besseren Preis-Leistungsverhältnis. Anscheinend zahlt sich der höhere technische Aufwand auch akustisch aus. Als erstes fällt das bessere Auflösungsvermögen und die höhere Mikro- und Makrodynamik auf. Der Bass scheint noch ein Stück weiter in den Frequenzkeller hinabsteigen zu können und hat mehr Kontur und sog. Schwärze. Auch die Obertöne scheinen facettenreicher und feiner dargestellt, Instrumente klingen länger aus und wirken insgesamt "farbiger". Zudem besitzt der Arcam eine Eigenschaft, die ich so eher von Playern mit ganz grossem Preisschild kenne: Seine dynamischen Fähigkeiten, zusammen mit der samtigen Auflösung und der Fähigkeit eine recht grösse Bühne aufzuziehen, befähigen ihn zu einer grossen und lebendigen Darstellung mit Substanz, die ihn schon zu einem kleinen Highend-Tipp avancieren lassen. Der Rega ist diesbezüglich auch nicht schlecht und alles andere als müde und bassschwach, kann aber insbesondere bei Klassik und anderen akustischen Einspielungen nicht mit dem Arcam mithalten.
Was mit diesem Wissen aus heutiger Sicht tun?
Meine Empfehlung ist ohnehin: An der eigenen Kette vergleichen und sich ein eigenes Urteil bilden (und mir hierüber schreiben).
Die Regas empfinde ich aufgrund ihrer geringen Produktsubstanz schlicht als zu teuer. Da kann auch die spacige Optik nicht darüber hinwegtäuschen, dass man hier letztlich einen (zwar sehr gut klingenden) Einstiegsplayer teuer bezahlen muss.
Eine Kaufempfehlung nur zu Sonderkonditionen und bei Modifikationsabsichten (zumindest des Netzteils und des Gehäuses). Ansonsten mal ins vorangehende Kapitel Budget: Philips DVD 963SA und Music Hall cd25.2 schielen. Das Niveau ist hier nicht niedriger.
Der Arcam CD82 war für mich der Best-Buy in der 1.000 EUR Klasse. Der teurere CD192 muss sich wieder anderen Alternativen gegenüber erwehren, die es zu beurteilen gäbe. Wer auf ein hochaufösendes und erwachsenes Klangbild steht, dass zudem nicht ins Helle oder Analytische kippen soll, ist mit einem Arcam Player (nicht CD6x oder CD7x) aber gut bedient.