Darfs a bisserl mehr sein? Wer bereit ist für einen Lautsprecher zwischen 1000 und ca. 4000 EUR Paarpreis auszugeben und hierbei noch die Möglichkeit von Vorführmodellen, 2nd Hand und anderen Angeboten mit einbezieht, sieht sich schon einer schier unerschöpflichen Auswahl an Konzepten und Marken ausgesetzt. Neben den klassischen Hubkolbenstrahlern (Konus- und Kalottenschwinger) sollen hier beispielsweise Air Motion Transformer, Elektrostaten, Magnetostaten, Ringradiatoren usw. genannt sein. Auch was den Gehäuseaufbau und das Finish angeht ist hier schon beinahe alles möglich. Allein im Audio-Markt findet man derzeit über 1700(!) Hersteller, von denen eine Vielzahl zu den Lautsprecherherstellern gehören wird. Jeder der schon ein Selbstbauprojekt verwirklicht hat, weiss dass letztlich nicht sehr viel dazu gehört: Gute Komponente (Chassis, Frequenzweichenbauteile und notwendiger Kleinkram wie Anschlussterminal und Kabel) gibt es zu Hauf. Für die Herstellung professioneller Gehäuse gibt es Spezialisten, denen sich viele Hersteller auch bedienen anstatt selber zum Schreiner zu werden. Und dank moderner Simulationsprogramme und Messtechnik ist schnell ein passables Konzept entworfen. Kurz noch auf den eigenen Geschmack abgestimmt (manchmal hat man indes das Gefühl dieser Arbeitsschritt wird schon einmal vergessen) und schon kann man am Markt mitspielen.
Hier ein paar Beispiele interessanter und teilweise auch gut klingender Endprodukte:
Audio Physic - Virgo III
Nein, nicht alle Audio Physic spielen neutral und können angenehmen Langzeitgenuss vermitteln. Das ein oder andere Modell spiel zuweilen ein wenig zickig und schrill. Auch die Virgo III ist keine verrundener Weichzeichner. Hier ist Joachim Gerhard aber ein wirklich guter Allrounder gelungen, der wie aus einem Guss spielt und in seiner Grössenklasse schon recht basstüchtig ohne die - leider oft übliche - Bassreflex-Grundton-Anhebung auskommt. Mit seiner neuen Marke Sonics hat er zudem wieder neue vielversprechende Lautsprecher vorgestellt, wovon man sich schon auf der High End 2005 - z.B. bei Benz Micro überzeugen konnte.
Adam-Audio - Compact und Pencil
Ich schrieb es schon unter Visaton VOX 200 MHT High End - Warum kein Fertigprodukt?: Die State-of-the-Art Chassis vom deutschen Hersteller Eton sorgen für ein kaum übertreffbares Auflösungsvermögen. Allein wer sich einmal an den absolut kompressions- und verzerrungsfreien Klang des Air-Motion-Transformers (AMT) gewöhnt hat, ist für nahezu alle Lautsprecher mit (noch so gutem) Kalottenhochtöner verdorben. Das voluminöse grundtonbetonte Klangbild muss man mögen. Mancher (Klassikhörer) mag zudem bemängeln, dass die Charakteristika der einzelen Chassis heraushörbar sind - es müsste halt einen AMT als Basstreiber geben!
Wilson Benesch - Arc
Ich gebs zu: Ich mag diese Lautsprecher einfach. Nicht nur, dass sie toll klingen: Besonders transparent, höchstauflösend, aus einem Guss, mit straffen Bass und sensationeller Impulswiedergabe. Nein, sie befriedigen auch das hightech-verliebte Kind im Manne. Die - im teureren Modell Discovery sogar von hinten sichtbaren - 17er Tiefmitteltöner sind absolute Ausnahmechassis und von ihren Eigenschaften nahezu unerreicht. Trotz ihrer Basstüchtigkeit und dem verzerrungsfreien, transparenten Klangbild dank steifer Membran, sind sie mit nur 6 dB Flankensteilheit bis 5 kHz (!) einsetzbar ohne zu verzerren - bei modernen Hartmembranen undenkbar. Das Kompositgehäuse mitgrosszügigem Einsatz von Kohlefaser (wofür die Marke Spezialist ist) tut sein Übriges die Alleinstellung am Markt zu unterstreichen. Die Arc ist für übrigends der beste 2-Wege-Kompaktlautsprecher überhaupt.
Magneplanar - MG 1.6 und MG 3.6
Die Optik mag nicht jedermanns Sache sein. Auch die notwendige freie Aufstellung (obwohl gar nicht so kritisch wie erwartet) ist nicht in jedem Hörraum zu realisieren. Der Klang ist aber wirklich "Mag(g)ie". Kurze Höreindrücke gibt es unter Messebericht High End 2005 - Magneplanar und Messebricht High End 2004 (Magneplanar und Jeff Rowland). Der Wechselkurs macht die Maggies zudem gerade relativ günstig. Einzig die wahl der passenden Elektronik mag wohl überlegt sein, denn helle und zickige (oft: analytisch genannt) Elektronik wird schonungslos offengelegt. Man sagt, wer sich einmal mit einer Maggie angefreundet hat, findet nur schwer zum "Kistenklang" zurück.
Selbstbau
Selbst für Ungeübte gibt es viele erprobte Bauvorschläge unter denen sich bestimmt das passende Projekt finden lässt. Das zu erwartende Ergebnis ist bei gleichem finanziellen Einsatz auch schon häufig in der folgenden Rubrik anzusiedeln. Anregungen kann man sich unter meinem Projekt Visaton VOX 200 MHT High End oder unter den zahlreichen Links einholen. Oder soll es wirklich was "von der Stange" sein!?