Frank Landmesser
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Home - Das Hifi-Dilemma

Wie blöd bin ich, Geiz geil zu finden?

Es ist einfach Fakt, dass der bei weitem größte Marktanteil nicht mehr vom gutem Mittelklasse-Hifi wie noch vor 10 oder 20 Jahren abgedeckt wird, sondern von billig produzierter Großserienelektronik aus Fernost, die uns in dauerhaften Tiefstpreisaktionen im Mitnahmemarkt angeboten wird.

Diese Entwicklung ist andererseits nur konsequent, denn das Kaufverhalten der breiten Masse scheint in fast allen Lebensbereichen sich in die Richtung "Hauptsache billig!" entwickelt zu haben. Wir kaufen unsere Lebensmittel beim Discounter. Wir haben uns an Cola und McDonalds derart gewöhnt, dass vielen mit einem 3-Sterne-Essen und einem guten Bordeaux kein Gefallen mehr getan werden kann. Ähnliches trifft auf unseren Musik-KONSUM zu: Nur noch wenige scheinen in einer ruhigen Stunde noch ein Album in Gänze geniessen zu können. MP3-Dowloads, Internetradio und eigene Playlists lassen häufig das Musikhören in den eigenen vier Wänden zu nicht viel mehr verkommen als das beiläufige Gedudel der weitverbreiteten privaten (und mittlerweile immer häufiger öffentlich-rechtlichen) Progarmmradiosendern, die ihrerseits täglich die immer gleiche MP3-Playlist abspulen. Für ein derartiges Musik-Konsumverhalten dürfen Micro- und Heimkinoanlagen vom Großelektromarkt als genauso ausreichend geltend wie ein Big-Mac für einen bekennenden Fastfood-Liebhaber. Wer sich im Beschriebenem wiederfindet, braucht kaum weiterlesen, denn ihm wird sicher das Verständnis für das Hobby "Hifi" und den damit potenziell verbundenen Musikgenuss fehlen.

Mehrkanalig ins Nirvana

Gesagtes mag als Erklärungsversuch gelten, warum Hifi in dem Dilemma steckt, bei der breiten Masse keinen Zuspruch mehr zu finden. Zu einem Großteil darf dies auch als Selbstverschulden gelten. Denn die letzen Jahre haben sich auch etablierte Hifi-Geräte-Hersteller darauf konzentriert auf die Züge aufzuspringen, die versprachen, sinkende Verkaufszahlen wieder anzukurbeln:

Es gab immer kleinere Microanlagen. Die Lausprecher wurden schlanker und immer mehr Designobjekt als akustisch ausgetüfteltes Gehäuse. Am besten man bot gleich ein Mehrkanalset an, bestehend aus möglichst kleinen Hochtöner-Satelliten und einem separaten Mitteltöner (getarnt als Subwoofer), der sich beschähmt unterm Sofa verstecken und hier ein wenig poltern durfte. Mehrkanal- und PC-ähnliche Multiformatplayer lösten den CD-Player ab und bestechen vor allem mit ihrer Feature-Vielfalt und "Zukunftssicherheit" via Software-Update. Ähnlich verhält es sich mit den allseits beliebten Mehrkanalreceivern, die meist mit einem klein dimensionierten Netzteil (Achtung: die Angabe 6 x 150 W ist häufig bei Belastung eines Kanals mit einem Testsignal gemessen; tatsächliche dynamische Musik- oder Heimkinowiedergabe zeitgleich auf allen Kanälen kann trotzdessen deutlich limitiert sein) einen Radiotuner, eine Prozessorvorstufe und bis zu 7 Endstufen in ihren dichtgedrängten Gehäusen speisen müssen - alles TV-Menü-gesteuert, versteht sich. Welche Vorteile dies für eine naturgetreue Wiedergabe von Musik bieten soll, darf angesichts datenkomprimierten und MP3-like klingender und nachträglich mehrkanalig-gesoundeter Aufnahmen (am besten mit Video, damit für Audio eine noch geringere Datenrate übrig bleibt) bezweifelt werden.

Ein leichtes sich vor Augen zu führen, dass gleiches Geld in einen vernünftigen Stereo-Vollverstärker gesteckt anstatt in oben beschriebene hochintegrierte Mehrkanal-Receiver, wohl zu einem ungleich besseren Ergebnis führen wird. Von der Beeinflussung der dichtgedrängten Komponenten untereinander ganz zu schweigen. Nun sind meines Wissens aber Stereo-Receiver (Radiotuner in Vollverstärker) vom Markt verschwunden, so dass der Musikbegeisterte separate und damit meist teurere Geräte kaufen muss. Da zudem eine entsprechend größere Geräteanzahl aber in modernen Wohnambienten meist nicht mehr gewünscht ist, wird notgedrungen zu den Mehrkanalgeräten gegriffen. Im Hinblick auf in Hülle und Fülle vorliegende 2-kanalige Musik (auf Standard-CD oder Vinyl-LP) im Vergleich zu selteneren und meist eher schlecht gemachten Mehrkanal-Musik (bei Klassik mit Hall von hinten, bei Pop ein paar Effekte, deren musikalische Qualität zumindest fragwürdig ist), darf somit der enorme Mehrkanalgeräte- und Lautsprecher-Marktanteil als das Resultat einer erfolgreichen Marketingstrategie gelten.

Wer einem drei Mikrowellenherde anstatt eines benötigten verkauft, darf auch als guter Verkäufer gelten.

Ein Dilemma?

Das Dilemma besteht nun darin, dass nur noch wenige echtes Hifi kennenlernen durften bzw. erkennen würden.

Die Cola haben wir bereits als den neuen Bordeaux Grand Cru akzeptiert.

Ich kann nur jedem Zweifler empfehlen, sich in einer ruhigen Stunde einmal bei einem Hifi-Begeisterten bzw. einem vertrauensvollen Einzelhändler eine anständig zusammengestellte und aufgestellte Hifi-Anlage vorführen zu lassen. Das öffnet u.U. die Ohren!

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