Frank Landmesser
Meine private Homepage für highfidele Musikwiedergabe
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Home - Das Highend-Dilemma

Wann bin ich ein Highender?

"Ich fahr Benz, trag Armani, die Zeit zeigt meine Rolex und meine Gäste mache ich mit meiner chromblitzenden Burmester-Anlage neidisch."

Zugegeben ein wenig plakativ; aber man kann wohl davon ausgehen, dass ein Großteil der Highend-Branche durch solche Kunden am Leben gehalten wird, für die sich High End - wie bei anderen Prestige-Produkten auch - vor allen Dingen über das Image definiert. Auf der alljährlichen High End Messe gibt es hierfür viele Beispiele zu sehen. Auf der anderen Seite dürfte es insbesondere den ernsthaft an highfideler Musikwiedergabe Interessierten (und dabei mit dem notwendigen Kleingeld ausgestatteten) "Highender" Schwierigkeiten bereiten, sich unabhängig zu informieren und auf dem (auf den ersten Blick sehr unübersichtlichen) Markt das Richtige für sich zu finden.

Leider ist nicht selten zu beobachten, dass sich insbesondere die über journalistische Meinungsmache protegierten "Testsieger", die oft zeitgleich mit dem Testsieg in den Zeitschriften des entsprechenden Verlags großzügig beworben werden und über den Vertrieb schon bei "teilnehmenden" Händlern stehen, über tonale Schwächen verfügen. Diese Schwächen werden dann dank entsprechender Vorkonditionierung als besonderes Auflösungsvermögen, Spritzigkeit oder Dynamik verkauft/empfunden. Im Zweifel gilt die Aussage: "Das hat es zu diesem Preis/in dieser Qualität noch nicht gegeben (und wer das nicht hört, kennt sich halt nicht aus)." - So oder ähnlich soll es uns potenziellen Kunden zumindest eingeredet werden.

Mit entsprechendem zeitlichen Abstand darf man dann allerdings auch schon einmal in der Fachpresse lesen, dass z.B. die Vorgängerin einer Focal Utopia mit ihrer progressiven Abstimmung ein wenig hell, "zickig" und auf Dauer nervig und ermüdend klang - jetzt wo der neue Beryllium-Hochtöner diese Nickeligkeiten ausbügelt. Oder man liest, dass der scheidende Aluminium-Hochtöner der 800er Serie (Nautilus) von B&W im Vergleich zum neuen Diamant-Hochtöner ein wenig "ordinär" klang. Verständlich, dass sich ehemalige Testsieg- und Referenz-Käufer nun in Leserbriefen darüber brüskieren, so könne man über deren teure Anschaffungen nicht schreiben.

Dass ein bekennender Mercedes-Fahrer sich nicht über einen im Vergleichstest siegenden BMW freut und umgekehrt beruht da sicher auf der gleichen Psychologie.

Vor diesem Hintergrund muß sich der ein oder andere Highender fragen: Was will ich eigentlich? Einen Testsieger fürs Stammtischgespräch (meiner hat Mehr-PS... Pardon, -Transistoren), oder einfach nur hedonistisch und entspannt Musik hören?

Dem Leser, der die z.T. verklärenden Zeilen bis hierhin durchgehalten hat, wird spätestens jetzt klar sein, dass sich diese Homepage an diejenigen richtet, die Letztgenanntes suchen.

Anmerkung:

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Der Autor kann bestätigen, dass die 800er Serie von B&W gute Lautsprecher sind. Der hohe Verbreitungsgrad als Testsieger in Zeitschriften und bei Händlern, beruht dann wohl trotzdem eher auf bereits angedeuteter erfolgreicher internationaler Marketingarbeit, die mit hohem Aufwand ein echtes Markenprodukt mit schier unzerstörbaren Renommée geschaffen hat.

Ja; und auch mit einer verchromten oder vergoldeten Burmester-Anlage kann man ganz anständig Musikhören. Unter dem Begriff Preis-Leistung sollte einem aber in diesem Zusammenhang klar sein, dass hier mit Leistung eher weniger die Wiedergabequalität als der neidvolle Blick des Nachbarn zu verstehen ist.

Einige typische "Highend-Anekdoten"

Die folgenden Beispiele sind (nicht) frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder real existierenden Marken sind rein zufällig und entstammen ausschliesslich der Fiktion des Autors:

  1. Eine gute Geschäftsidee ist es sicherlich - nachdem man sich in der Fachpresse einen gut beleumundeten Namen gemacht hat und im Handel entsprechend vertreten ist - einen Teil seiner Produkte von einem preisgünstig produzierenden "Wettbewerber" aus einem Billiglohnland (z.B. China) liefern zu lassen. Praktisch wenn der dann noch im Auftrag die edle Front (samt Label) der deutschen Edelschmiede appliziert und nach Deutschland im Originalkarton (des deutschen Vertriebs selbstverständlich) verschifft. Dann kann man locker einige 100 Prozent auf den eigentlichen Einkaufspreis aufschlagen; in den Bestenlisten der deutschen Fachpresse wird das Produkt dann immer noch als preiswert geführt werden können.

    Keine Sorge wenn Internetforen oder gut informierte Kunden auf derartige "flexible" Entwicklungs- und Produktionsstrategien aufmerksam werden. In solch einem Fall kann man immer noch darauf verweisen, dass das Produkt "engineered in Germany" ist und nur in China nach strengen Vorgaben produziert wird - was mittlerweile ja ohnehin viele tun, um Kosten einzusparen.

    Stimmt! Und prinzipiell ist dies ja auch nicht verwerflich. Dann aber bitte offen und ehrlich (wie z.B. NAD) und den Einspareffekt an den Kunden weiterreichen. Highend-Produkte sind entgegen dieser Entwicklung allerdings in den letzten Jahren deutlich teurer geworden. Und nur weil ein größeres oder zweites Netzteil und ein paar "bessere" Elkos drin sind (HK von einigen Euros) steigen die Kosten nicht in 1000-Euro Schritten. Und als enormen Entwicklungsaufwand lassen sich diese Bauteileänderungen auch nicht verkaufen.

  2. In die gleiche Kategorie (wie oben Geschildertes) fallen häufig auch sog. Upgrades, Special Editions oder Nachfolgeprodukte. Ein paar Beispiele:

    Zweifellos ist eine gute (und überdimensionierte) Spannungsversorgung dem guten Klang förderlich (s. auch "Gerätetuning" - noch nicht online). Warum ein Ringkerntrafo umgeben von einer handvoll auf einer Platine gelöteter Elkos (in einem separat anzuschliessenden Gerät besonders eindrucksvoll) gleich dem Verkaufspreis des Basisgerätes entspricht, bleibt aus Kundensicht wenig verständlich. Der Interessierte kann sich den "Spass" machen und die Bauteilkosten zu den eher ungünstigen Endverbraucherpreisen nachkalkulieren!

    Viel günstiger als eine Neuentwicklung, aber bei richtigem Marketing mindestens genauso gewinnversprechend, ist die Überarbeitung/Modifikation (MK) oder auch "Special Edition" eines bereits etablierten Produktes. Hierzu gehört oft nicht viel. Ein schöneres Gehäuse bei Lautsprechern ist da oft noch der kostentreibenste Faktor. So genügt häufig der Griff zum nächst höherwertigen Hochtöner vom Lieferanten (der bis dato dem edlen Lautsprecher verwehrt geblieben ist) und einem "eigens für diesen Lautsprecher entwickelten" und "sündteuren" Hochpaß-Kondensator - hier können wirklich schon einmal zweistellige Eurosummen fällig werden. Für das Ergebnis kann man dann allerdings gut und gerne 3- oder 4-stellige Aufpreise nehmen.

  3. Als Journalist der Fachpresse müssen zu jeder neuen Ausgabe die "relevanten" Testberichte druckfertig sein; ob es die Zeit oder Lust an dem zu testenden Produkt nun zulässt oder nicht. Vor diesem Hintergrund ist folgendes (rein hypothetisch) vorstellbar:

    Ein Lautsprecherpärchen geht taufrisch und originalverpackt zu eben diesem Verlag. Hier wird eine punkte- oder prozentgenaue Einstufung im Bestenlisten-Umfeld erzeugt und die Klangeigenschaften werden später in vollmundigen Worten nachzulesen sein. Danach geht das Päarchen in seinen zwei Versandkartons wieder auf Reise zu seinem nächsten Bestimmungsort: Einem Fachhändler. Dieser Händler findet einen bereits ausgepackten und einen noch originalverpackten (verschweissten) Lautsprecher vor.

    Vielleicht wurde zuvor nur ein Mono-Test gemacht? Oder doch nur das obligatorische Foto für die Zeitschrift?

  4. Entgegen obiger Vorstellung, sind allerdings auch sehr eifrige Fachjournalisten vorstellbar, die bei einem genauen Produktvergleich feststellen, dass das kleinere Schwestermodell dem größeren des gleichen Herstellers überlegen ist. Als Testergebnis das Todesurteil für das teurere Modell, was sich aber noch eine Weile verkaufen lassen muss, bis es auch durch eine überarbeitete und evtl. bessere Version ersetzt wird.

    Kein Problem. Man kennt sich schliesslich in der Branche. Kurze Abstimmung zwischen Hersteller und Fachpresse und bzgl. der Einstufung in der Bestenliste ist die Hifi-Welt wieder in Ordnung.

  5. Folgender Dialog hätte auf der High End Messe in München typisch sein können:

    Lokaler Händler zu noch nicht etabliertem Hersteller: "Haben Sie schon einen Testsieg?"

    Hersteller: "Nein."

    Händler: "Bekommen Sie bald einen Test?"

    Hersteller: "Bisher ist noch keiner in Aussicht."

    Händler: "Kein Interesse (an Ihren Produkten)."

    Anmerkung d. Autors: Leider sind (zu Unrecht) unbekanntere Hersteller bei Händlern oft nicht vertreten. Auch die High End Messe macht hier kaum rühmliche Ausnahmen. Unter High End Messeberichte und z.T. unter den Hörberichten und unter Links kann man hier etwas über einige Ausnahmen lesen, die erwähnenswert sind.

Was ist nun Highend?

Ohne im Duden nachgeschlagen zu haben, kann man wohl im Bezug auf Musikreproduktion Folgendes sagen:

Eine möglichst naturgetreue Musikkonserven-Wiedergabe nach aktuellem Stand der Technik (, die keinen nennenswerten Sparzwängen unterlegen ist).

Natürlich impliziert dies einen gewissen finanziellen Aufwand, da Highend nicht beim Discounter zum Geizpreis zu haben ist (s.a. Hifi-Dilemma). Allerdings kann z.B. ein Kammermusik-Liebhaber oder Jazzfreund mit einem Faible für minimalistische Einspielungen mit einem feinem Röhrenverstärker an einem tonal und rhythmisch richtig spielenden 2-Wege- Monitor durchaus dem Highend-Anspruch näher sein, als jemand, der vor seinen mannshohen 4-Wege-Lautsprecher eine Batterie von Monoendstufen "geschnallt hat" und bei dem dann partout keine richtige Musik im Zimmer erklingen will, sondern nur laute Töne.

Ein Dilemma?

Um beim Bild aus Hifi-Dilemma zu bleiben:

Der Highender hat den Bordeaux Grand Cru Classe gegenüber der Cola als das genußversprechendere Mittel erkannt, greift aber trotzdem häufig vorschnell zu einem allgemein gut beleumundeten Markenprodukt, das sich dann als lieblos "assembliert" herausstellt, anstatt nach dem edlen unbekannten großen "Wein" zu suchen.

Auch hier kann man nur immer wieder empfehlen:

Geschmack und Ohren schulen und auf Entdeckungsreise gehen - es lohnt sich!

Weiterführende Links

Interessante "Erkenntnisse" von Walter Fuchs aus "dem Pott" gibt es auf seiner Seite Volpe. Hier auch mal von einem, der von der Technik (hinter den Kulissen) wirklich was versteht.

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