Wie auch bei meinen übrigen Hörberichten üblich, handelt es sich bei den folgend gewonnenen Höreindrücken nicht um einen Test im üblichen Sinne; oder gar nur, der einer Werbeanzeige nicht unähnlichen Kurzberichterstattung, wie sie in zahlreichen Printmedien üblich geworden ist; sondern um Höreindrücke, die über einen langen Zeitraum mit unterschiedlichster Musik entstanden sind.
An dieser Stelle also nochmals vielen Dank an Tonfeile für die lange Leihdauer von etlichen Wochen.
Bevor ich nun mit der vergleichenden Klangbeschreibung widme - denn nur so kommt man der sehr neutralen Tafal näher - muss ich zugeben, dass ich angesichts der messtechnischen Auseinandersetzung mit der Tafal auch ein wenig Bedenken hatte. Ja, die im vorangegangenen Kapitel beschriebenen Vorbehalte gegen Abhörmonitore teile ich nämlich auch ein wenig. Das liegt an entsprechenden Erfahrungen die ich mit dererlei - meist vollaktiven - Lautsprechern gemacht habe. Nicht das ich jetzt in das gleiche Horn, des künstlich zwischen Profi- und Homehifi-Equipment gezogenen Grabens, blasen möchte; aber es gibt da tatsächlich einen für zufriedenstellenden Musik(konserven)genuss entscheidenen Punkt, dem man mit ausschliesslich auf messtechnische Neutralität und Verzerrungsarmut getrimmten Lautsprechern nicht auf die Schliche kommt:
Das Klangbild muss authentisch, lebendig, luftig, atmosphärisch - einfach emotional anrührend sein, wenn entsprechende Musik gespielt wird. Dies in Worte zu fassen und insbesondere mit unbestechlichen Fakten zu hinterlegen ist schwierig. Und esoterische Klangbeschreibungen möchte ich meinen Lesern weiterhin ersparen. Aber einige Hifibegeisterte werden es selber schon erlebt haben: Das sind zwei Komponenten objektiv betrachtet gleich fehlerfrei; und trotzdem bleibt der eine Vortrag ein wenig unbeteiligt und nüchtern, während man bei einem anderen stundenlang seine Lieblingsmusik hören möchte und keinen Gedanken mehr an die objektivierte Bewertung des Equipments verschwendet.
Bild 1 - 3: Kurzerhand meine Visaton VOX 200 MHT High End zur Seite geschoben und Platz gemacht für die Tafal in meiner Kette.
Man ahnt es schon. Trotz all ihrer messtechnischen Perfektion, gehört die Tafal glücklicherweise zum zweiteren Fall. Der genaue Grund hierfür ist schwieriger auszumachen. Da gibt es beispielsweise eine Genelec, die ihrerseits messtechnisch wie akustisch über alle Zweifel erhaben ist und deren Neutralität lediglich von der eigenen DSP-Korrektur für den gewählten Hörplatz abhängig ist. Trotzdem konnte zumindest bei der Vorführung auf der High End Messe 2011 der Funke nie richtig überspringen. Die Tafal fesselt einen, bei Verwendung entsprechend hochwertiger Elektronik und guter Aufnahmen, aber sofort. Zwei Gründe sind hierfür sicher mitverantwortlich:
Zum einen ist das Auflösungsvermögen über den gesamten Frequenzbereich sehr hoch. Dies ist auf diesem Niveau meiner Erfahrung nach nur mit Hartmembranchassis zu erreichen. Beide Chassis der Tafal verwenden Membranen aus einer steifen Aluminimlegierung, die zwar wie beschrieben schwerer zu beschalten sind, dafür aber einfach mehr Details und mikrodynamische Abstufungen hörbar machen, wie sie von gütmütigeren Membranmaterialien mit höherer Eigendämpfung einfach verschluckt werden. Das Atmen von Sängern, feine Klangfarbenunterschiede verschiedener Instrumente, das leise Ausschwingen von Saitenintrumenten oder feine Schwebungen einer Orgel werden klarer wiedergegeben als bei Lautsprechern mit gutmütigeren Chassis.
Zum zweiten reicht die Tafal diesen Detailreichtum nahezu frei von linearen und nichtlinearen Verzerrungen dar und tut dies zudem mit einem besonderes bruchlosen und gleichmässigen Übergang der beiden Chassis zueinander. Hier lenkt einfach nichts von der Musik ab. Bei anderen Lautsprechern erkennt ein geübtes Ohr sofort: Die Brust des Sängers oder der Körper des Instrumentes wird vom Tieftöner in Bassreflexabstimmung wiedergegeben, die Obertöne und S-Laute kommen von einem schnellen breit strahlenden Hochtöner.
Selbst wenn man aktiv nach solchen Eigenheiten im Klangbild bei der Tafal sucht, oder zwecks akustischer Zuordnung der Chassis leicht seine Abhörposition ändert, ist es kaum möglich die Schallentstehung einem der Chassis zuzuordnen. Als Tafal-Hörer ist man also weder direkt noch unterschwellig damit beschäftigt unterschiedliche Klangcharakteristika über den Frequenzbereich auseinander zu sortieren oder im Kopf wieder zu einem Klangbild zusammenzufügen, sondern hört entspannt das gesamte wiedergegebene Spektrum.
Wie beschreibt man nun den Klang eines Lautsprechers, der für mich in den letzten Jahren zur Referenz in Bezug auf Tonalität und Abstrahlverhalten geworden ist, wenn er kaum Eigenklang erzeugt? Natürlich im Vergleich zu anderen Lautsprechern. Das führt natürlich zwangsläufig zu der Beschreibung von Fehlern in der Wiedergabe anderer Produkte. Glücklicherweise gibt es auf meiner Homepage keine Klangpunkte oder gut zahlende Bestenlisten-Champions auf die ich Rücksicht nehmen müsste.
Tafal und VOX 200 MHT High End
Als ersten Sparringspartner kam aber kein Fertigprodukt zum Einsatz, sondern meine eigene, ungleich aufwendigere Visaton VOX 200 MHT High End. Wobei mit "Aufwand" insbesondere das kostentreibende besonders steife und stark gedämmte Gehäuse gemeint ist, was alleine schon die Gesamtkosten eines Tafalpäarchens übersteigt. Im Weiteren habe ich mich bei meiner VOX bezüglich der Bauteilequalität der Frequenzweiche voll ausgetobt. Ganz zu schweigen von den teureren Titan-Chassis und dem Hochtonmagnetostaten, die einzeln schon mehr kosten als alle Chassis der Tafal zusammen.
Bild 1 - 3: Impressionen der beiden Selbstbau-Lautsprecher.
So brachte der äusserst vergnügliche und lehrsame Vergleich dieser beiden Lautsprecher auch exemplarisch die Konzeptunterschieden und Bauteilequalitäten der beiden Konstrukte zutage. Dies machte sich akustisch auf wenig überraschende Weise wie folgt bemerkbar:
a) 40 Liter zu 9 Liter Volumen und eine vielfach höhere Membranfläche, sowie der Hub des 20er Tieftöners im Vergleich zum dem des 13er haben im Tiefton mehr Potenz und erlauben eine höhere unkomprimierte Grenzdynamik. Die VOX klingt also insbesondere bei entsprechender Musik und höheren Pegeln einfach noch tiefer, substanzieller und müheloser. Ok, diese Erkenntnis entspricht in etwa der Aussage "geradeaus ist ein 911 Turbo schneller als ein 911 Sauger." Der Vergleich ist insofern gut, als dass das gute Gewissen, immer noch Reserven in petto zu haben, natürlich mitfährt -ähh -hört.
b) Die Feinauflösung ist bei der VOX noch einen Tick höher. Dies verwundert allerdings auch nicht wirklich. Bei einem 3-Wege-Lautsprecher geben die einzelnen Chassis einen kleineren Frequenzumfang wieder, so dass die Qualität in jedem einzelnen Bereich steigen kann. Der kleinere nur 4 g schwere Titantöner der VOX kann Mitten und Präsenzen besser wiedergeben als der 9 g Alutöner der Tafal, der nebenbei noch im Tiefton grosse Hübe machen muss. Genauso tut sich der federleichte Magnetostat der VOX, der erst ab ca. 4 KHz spielen muss, im Brillianzbereich leichter als die grosse 27er Kalotte der Tafal, die noch bis 1,6 kHz im Präsenzbereich arbeiten muss. Angesichts dieser Tatsache und eingedenk der vergleichsweise günstigen Frequenzweichenbauteile (Flachbandspulen und Edelkondensatoren waren bei der Tafal nicht im Einsatz) sind die Unterschiede aber eherüberraschend klein. Ohne einen direkten A-B-Vergleich würde ich der Tafal nie mangelnde Feinauflösung attestieren.
c) Punkt c) ergibt sich zwangsläufig aus Punkt b): Die Nachteile eines 2-Wegerichs gegenüber einem 3-Wegerich ergeben umgekehrt auch einige Vorteile, die in diesem Fall sogar sehr deutlich ausgespielt werden. Alle Visaton VOXen haben ein spezifisches Abstrahlverhalten und zwei Übergangsfrequenzen, die sich klanglich bemerkbar machen.
c1) Der seitliche, hoch montierte Bass erfordert eine niedrige (ca. 200 Hz) und steilflankige Trennung zu den Mitteltöner, da ansonsten die Tiefen nicht perfekt rundstrahlen und der Übergang zu den Mitteltönern zu hören ist. Von dem Effekt, dass je nach Raum auch meine VOX, mal mit nach innen, mal mit nach aussen gerichteten Tieftöner, einen bruchloseren Grundton erzeugte, habe ich bereits geschrieben. Unter diesen Effekten leidet die Tafal prinzipbedingt überhaupt nicht. Grundton und Präsenzen ertönen absolut geschlossen, Körper und Kopf einer Stimme sind bei der Wiedergabe über die Tafal untrennbar miteinabnder verbunden. Bei meiner VOX habe ich viel mit Aufstellung, regelbarem Bi-Amping und einer Teilaktivierung im Tiefton experimentieren müssen, bis ich mit dem Ergebnis vollständig zufrieden war.
c2) Jede VOX hat im Mittel-Hochton eine Quasi-D`Appolito-Abstrahlung. Die nach dem gleichnamigen Amerikaner benannte Anordnung beschreibt einen vertikal zwischen den Tiefmitteltönern angebrachten Hochtöner, der dank einer Trennfrequenz, die so niedrig ist im Vergleich zum Abstand der beiden Tiefmitteltöner, dass sich akustisch alle drei Chassis zu einem Schallentstehungsort vereinen. Nachdem in der Praxis kein Hochtöner so klein und gleichzeitig so Pegelfest in den Mitten ist, dass die D´Appolito Anordnung gelingen kann, handelt es sich de facto immer nur um eine Quasi-D`Appolito-Abstrahlung, die eben die eigentlich zu vermeidenden Interferenzen in der Vertikalen aufweist. Bei einer VOX 200 MHT tritt dieser Effekt besonders stark auf, da die Trennfrequenz zum Hochtöner eher hoch liegt. Der unterhalb 4 kHz nicht sehr pegelfeste Magnetostat fordert diesbezüglich seinen Tribut. Wer sich beim Hören in der Vertikalen bewegt, kann die Interferrenzen schon mit dem Ohr gut nachvollziehen. Die Tafal hingegen ist aufgrund ihrer niedrigen Trennfrequenz und der akustisch optimierten Frontplatte frei von solchen Effekten. Da man sich beim Musikhören nicht sonderlich viel auf und ab bewegt, ist am Hörplatz dieser Effekt nur von untergeordneter Bedeutung. Hörbar ist hingegen schon, dass die Tafal auch unter allen seitlichen Winkeln, und damit an mehreren Hörplätzen, ein ausgewogenes Klangbild abliefert. Wie ich mittlerweile weiss, schielen die meisten MHT 12 Magnetostaten etwas, so dass diese unter seitlichen Winkeln hörbare Unterschiede verursachen. Bei der VOX heisst es also eher: Fest am Sweetspot sitzen bleiben und sauber ausrichten.
d) Neutralität: Anhand der Tafal habe ich diesbezüglich einiges über meine VOX gelernt. Habe ich den Grundton bei der Übergabefrequenz noch über die oben beschrieben Massnahmen eingestellt, und die Präsenzen und den Brillianzbereich über sorgfältiges Ausrichten der VOXen auf den Hörplatz, sowie der try-and-error Auswahl der passenden Frequenzweichenbauteile, auf ein angenehmes Niveau getrimmt; zeigte die Tafal im Vergleich wie auf Anhieb funktionieren kann. Sie spielt ohne aufwendiges und teures Tweaking direkt fehlerfrei und auf den Punkt.
PS: Mittlerweile ist der VOX 200 MHT High End auch messtechnisch auf den Zahn gefühlt worden. Die angedeuteten Nickligkeiten sind ausfindig gemacht und über eine komplette Neuentwicklung von Gehäuse und Frequenzweiche, sowie mit einer Überarbeitung der Chassis auf ein komplett neues Niveau gehoben. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich in einem neuen Selbstbaubericht erzählen werde.
e) Basskontur: Überraschend war, dass die Tafal - zwar nicht bezüglich Pegel und Bandbreite, aber in der Qualiät des Oberbasses Vorteile auspielen konnte. Die Tafal spielte diesen Bereich einfach noch etwas schlackeloser und knackiger, was aber weniger den verwendeten Chassis oder dem Übergabebereich vom seitlichen Tieftöner zum den Tiefmitteltönern geschuldet war, oder dem Konzeptunterschied von Bassreflex zu Passivmembran, sondern dem Umstand, dass die VOX aufgrund ihrer Abmessungen zu einer Längenresonanz über die Höhe des Korpus neigt. Diese findet sowohl über den Reflexkanal als auch durch die Tieftonmembran ihren Weg ins Freie. Bei Kompaktlautsprechern bilden sich maximal höherfrequente, und damit einfach zu bedämpfende Stehwellen im Inneren aus.
PPS: Auch dieses Problem ist bei der Neukonstruktion der VOX mittlerweile Geschichte. Über die erstaunlich naheliegende, aber meines Wissens in keinem Fertigprodukt zu findende, Lösung werde ich berichten.
Tafal und B&W 601
Bild 1 und 2: B&W 601
Gleich vorneweg: Die B&W 601 ist kein Sparringspartner auf Augenhöhe, hat aber gleich zwei Vorteile bei der Einordnung der Klangqualitäten der Tafal:
1. Die B&W 601 ist weit verbreitet und Dank entsprechend starkem Markenauftritt auch durch alle Fachzeitschriften schon ausreichend lobend beschrieben worden. Womit die Chancen, dass einige Leser schon einmal die Gelegenheit hatten eine B&W 601 zu hören, gut stehen.
2. Liegt die beiden Konstruktionen konzeptionell und hinsichtlich der Grössenordnung nah beieinander. Dass in einem ansprechenden Schreinergehäuse eine Tafal gerne das Doppelte kostet wie die nicht mehr ganz taufrische B&W 601 muss man natürlich bendenken. Die Preisunterschiede entstehen aber eher durch den Vergleich einer Einzelanfertigung zu einem Massenprodukt.
Für alle B&W zu Beginn die Entwarnung: Die 601 leidet sogar eher weniger unter der markentypischen tonalen Abstimmung als andere B&W Modelle. Zudem nervt sie nicht und spielt durchaus Langzeit-tauglich. Angesichts ihres Alters und des aufgerufenen Strassenpreises von unter 600 EUR pro Paar ist/war sie ein reales Angebot, wenn man mit der Abstimmung leben kann.
Im Vergleich zur Tafal offenbart sie sofort ihre eher präsente und hochtonlastige Abstimmung. Kurioserweise wird die weniger vom Hochtöner bestimmt, als von Tiefmitteltöner. Beim Abklemmen oder Abdecken des Hochtöners hört man bei der B&W 601 allerdings noch einen Effekt der Präsenzen überbetont und ein wenig spitz klingen lässt. Ich vermute dass dies nicht generell dem, hinter vorgehaltener Hand ohnehin eher kritisch gesehenen, aber charakteristischen gelben Kevlar-Membran gechuldet ist, sonderm dem Umstand geschuldet ist, dass 2-Wege-B&Ws mit einer Nicht-Sicken-freien-Tiefmittelton-Version mit Dustcap operieren müssen. Ich vermute dass bei nicht ausreichender Filterung ein paar Resonanzen - evtl. auch durch die Dustcap verursacht - sich ins Klangbild schleichen. Aber vielleicht gehört das ja auch zum B & W Sound.
Bei akustischer Musik und insbesondere hellen Stimmen empfand ich das als recht störend. Klarinette und Klavier tönten spitz hart und in den Höhen überbetont. Livingston Taylors Stimme drohte bei Grandma´s Hands oder Isn´t She lovely immer wieder ins Schrille zu kippen. Das tat sie zwar nicht, tönte aber ungewohnt kehlig und heiser. Kurioserweise fand ich keine kritisches Musikstück - weder bis an die Aussteuerungsgrenze getriebene helle Frauenstimmen, noch kritische Bläsereinsätze - bei denen das Klangbild der 601 tatsächlich ins Schmerzhafte gekippt wäre. Hierzu klingen die Resonanzen wahrscheinlich zu schnell ab bzw. ist der Hochton auch zu - Pardon - schlecht aufgelöst. Durch die eher geringe Informationsdichte im Brillianzbereich klingt alles eher verzeihlich und erträglich. Wie oben schon gesagt: Durchaus langzeittauglich.
Richtig Freude aufkommen wollte aber trotzdem nicht. Ob nun Vox Orange A Capella Chor, Markus Schirmers Gnomus am Klavier oder diverse Blues und Jazz Stückchen - das Klangbild löste sich nicht vollständig vom Lautsprecher, baute keine glaubhafte Bühne, atmete nicht, zeigte wenig Klangfarben oder feine Nuancen in der Musik. Die Abbildung blieb immer eher flach, kompakt, eher hell und präsenzbetont und bei Pegel schnell angestrengt. Ein weiterer interessanter Effekt ist zudem, dass trotz der verzeihlichen Höhen diese auf Achse stark überzogen sind. Rein tonal würde schon ein Hochtöner (bei den Abdeckversuchen ermittelt) für eine neutrale Wiedergabe ausreichen. Starkes Einwinkeln empfiehlt sich daher bei der 601 nicht.
Auch am anderen Ende des Spektrums konnte die B&W keinen Boden gut machen. Trotz ihrer grösseren Membranfläche hat sie deutlich weniger Tiefbass als die Tafal und wird im Grundton auch etwas asketischer, was die sehr präsente Abstimmung leider noch verstärkt.
Ach ja, hier ging es eigentlich doch um die Tafal. Die diente als Referenz zur klaren Einordnung der Defizite der B&W. Im Gegensatz zum Beschriebenen war hier alles in Ordnung. Sprich: breitbandig, neutral, mit deutlich höherer Auflösung, schöner Bühnendarstellung im vollständig vom Lautsprecher abgelösten natürlich luftigem Klangbild. Der Bass liess sie zu zudem eher wie einen kleinen Standlautsprecher wirken. Oder wie es einmal eine durch Zufall im Raum anwesende Dame, ohne jegliche Hifi-Ambitionen, weit ausserhalb des Sweetspots stehend und ungefragterweise plötzlich konstatierte: "Das ist aber schön, jetzt klingt es nach Musik." Ja, da kann man sich eigentlich jeglichen Fachjargon sparen - Recht hatte sie.
Tafal und Hifi-Selbstbau DUO-DXT
Auf der letzten Hifi Music World begegneten sich dann aber doch endlich einmal zwei Kompaktlautsprecher auf Augenhöhe. Kein Wunder war das Lastenheft insbesondere hinsichtlich eines guten Abstrahlverhaltens doch ähnlich gestrickt. Die Kollegen von Hifi-Selbstbau hatten ihrer DUO-DXT sogar noch edlere Chassis angedeihen lassen.
Bild 1 bis 5: Der grosse inoffizielle nächtliche Vergleich der beiden "Best-Sound-of-Show" war einer der Messehighlights.
Den ganzen Bericht inklusive der technischen Beschreibung kann man im oben verlinkten Messebericht nachlesen. In der Kurzfassung würde ich folgendes sagen:
Beide Lautsprecher gehören für mich ohne Übertreibung zu den besten 2-Wege-Kompaktlautsprechern überhaupt. Hierbei sind bewusst auch die namenhaften Keramik-, Beryllium- und Diamant-Referenzen eingeschlossen, die alle nicht an die Neutralität und das homogene Klangbild der Tafal oder DUO-DXT heranreichen. Leider ist die DUO-DXT für meinen Geschmack ein wenig zu modern abgestimmt. Die Vorteile im Bass durch das grössere Magnesium Chassis werden durch ein wenig zuviel Oberbass nicht ausgespielt. Auch am oberen Ende gibt es ein kleines "Glanzlicht", dass man sich für meinen Geschmack hätte verkneifen können. Die Tafal ist die entscheidende Nuance ehrlicher, durchhörbarer und neutraler. Die DUO-DXT ein wenig spektakulärer und fetter im Grundton, und damit wahrscheinlich massentauglicher.
Mit diesen Worten kann ich eigentlich auch schon zum Resümee übergehen. Denn: Viel Besseres wird man in der Grössenordnung nicht finden.
Tafal - der perfekte Lautsprecher
Bild 1 - 3: Es waren noch ein paar verkünstelte Bilder der Tafal übrig - für all jene, die sich noch nicht satt gesehen haben.
Ist das nicht ein wenig zu dick aufgetragen? Perfekter Lautsprecher? Bei meiner eigenen VOX 200 MHT High End habe ich an gleicher Stelle zumindest noch ein Fragezeichen hinter dieses Fazit gesetzt, und hiernach die Konzept bedingten Unzulänglichkeiten beschrieben.
Eingedenk der Prämisse dass es den perfekten Lautsprecher natürlich gar nich geben kann; der müsste nämlich ein masseloses, und unendlich kleines aber unbegrenzt Luft schiebendes Chassis mit unendlicher Dynamik haben; muss natürlich auch die Tafal passen.
Und es gibt natürlich auch noch steigerungsfähige Parameter gegenüber der Tafal. Sie ist nicht in allen Belangen die Grenze des Machbaren. Es gibt Berylliumtöner, die noch höher auflösen, Breitbänder die noch homogener abstrahlen, grosse 3-Wege-Lautsprecher die Tiefbass-fähiger und pegelfester sind. Selbst das gute Timing der Tafal kann ein entsprechend zeitkorrigierter Aktivlautsprecher noch toppen.
Daher müsste es richtigerweise heissen: Die Tafal ist der ausgewogenste, neutralste und musikalischste passive 2-Wege-Kompaktlautsprecher, den ich kenne. Aber das wäre ein wenig griffiger Titel für ein Fazit gewesen.
Ich habe hier jedenfalls eine grundehrliche und vollkommen ungesoundete Referenz gefunden, an der ich alle anderen Passivlautsprecher messe. Sobald ich etwas noch Besseres finden sollte, werde ich das aber nicht geheim halten.