Der Titel klingt schon etwas martialisch (und zugegebenermaßen auch etwas sperrig). Und den angeblich highendigen Anspruch der beiden verglichenen Zweiwege-Lautsprecher habe ich den Protagonisten hiermit auch nur angedichtet - obwohl sie diesen durchaus erfüllen. Letztlich tue ich mit den Titel also dem spätabendlichen Lautsprechervergleich Unrecht.
In Wahrheit erklärte sich lediglich der DIY-Lautsprecher-Contest-Gewinner 2009 Tonfeile bereit, am Samstag nach dem Abendessen in einer inoffiziellen Session seine hoch gerühmte Tafal einem Vergleich mit dem - vom Ansatz her nicht unählichen - neuen Bauvorschlag DUO-DXT von Hifi-Selbstbau zu unterziehen. Ein solcher Vergleich drängte sich nahezu auf, nachdem beide Projekte einige Paralleln aufweisen: ähnlich großer 2-Wege-Kompakt-Lautsprecher, hochwertige Bestückung, Passivmenbran, optimiertes Rundstrahlverhalten. Bezüglich der Wahl der Chassis, dem Gehäuse und der Abstimmung gibt es dann aber doch Unterschiede, so dass ein direkter Vergleich höchst spannend zu werden versprach.
Schnell machte die Meldung vom inoffiziellen Vergleich unter den im Hotel nächtigenden Gästen die Runde, so dass sich der Vorführraum von Hifi-Selbstbau zu spät abendlicher Stunde genauso gut füllte wie zu Hauptverkehrszeiten.
Ein Publikum voller erfahrener Branchenkenner gepaart mit einem (wenn auch nicht offiziell geäußerten) highendigen Anspruch der beiden Kontrahenten (upps, falsche Wortwahl) führte dann doch zu dem eigentlich ungeplanten "2-Way-Highend Shootout". Nachdem auch die anschliessende Diskussion über das Gehörte freundschaftlich höflich ablief und sich die Sparingspartner gegenseitig höchsten Respekt zollten, war es dann wohl doch eher ein friendly battle als ein shootout.
Wie auch immer: Tafal, DUO-DXT - warm up your voice coils and Get Readyyy tooo Rumbllleeeeee!
Hifi-Selbstbau DUO-DXT vs. Tonfeile Tafal
Bild 1: Gleiche Abhörbedingungen für beide Lautsprecher auf Ständern, wandfern im grossen Hörraum (links Tafal, rechts DUO-DXT). Zum Hören stand jeweils nur eine Box auf ihrem Podest.
Bild 2: Der Vorführraum war auch weit nach offiziellem Messe-Schluss noch gut gefüllt - s.a. Uhr oben rechts im Bild.
Bild 3: Von Hifi-Selbstbau bekannte Abhörkette.
In der linken Ecke also der Champion Tonfeile Tafal, bestückt mit einer Seas TAF27 Al/Mg Kalotte, dem Visaton Al130 Tiefmitteltöner und einem zur Passivmembran umgefrickelten einfachen 17er von Visaton. In der rechten Ecke der Herausforderer Hifi-Selbstbau DUO-DXT mit Seas HT 27TBCD/GB-DXT Kalotte, dem Seas Excel W16NX001 Mg Tiefmitteltöner und einer "richtigen" Passivmembran.
Beiden Lautsprechern ist ein besonders homogenes Abstrahlverhalten über den Frequenzgang ein wichtiges Anliegen. Die DUO-DXT will dies über die der Wahl eines bestimmten Hochtöners erreichen: Daher verpasste Seas diesem 27er auch den Namenszusatz DXT, weil er eine "Diffraction Expansion Technology" getaufte Schallführung besitzt. Vereinfacht ausgedrückt, soll die in 3 Segmente unterteilte hornähnliche Schallführung dafür sorgen, dass sich erstens durch Schallbeugungseffekte (Diffraction) zu hohen Frequenzen hin, und zweitens durch hornähnliche Effekte zu tieferen Frequenzen hin, in Summe über den gesamten abgestrahlten Frequenzbereich eine gleichmässige Energieverteilung einstellt. Hochtonkalotten ohne Schallführung bündeln zu hohen Frequenzen hin immer stärker. Laut Hifi-Selbstbau funktioniert das die DXT-Schallführung sehr gut, womit die Forderung nach einem guten Abstrahlverhalten erfüllt wäre.Tonfeile erreicht bei der Tafal ein sehr gleichmäßiges horizontales wie vertikales Abstrahlverhalten durch eine schlanke Schallwand mit einem einheitlichen Abstand des Hochtöners zu Deckel und Seiten des Lautsprechers. Die Schallwand ist im Bereich des Hochtöners zudem mit großzügigen Verrundungen versehen, so dass Beugungseffekte effektiv verhindert werden. Funktioniert nachweisbar auch sehr gut. Es führen halt mehrere Wege nach Rom...
Wen weitere konstruktive Details interessieren, der sei an die umfassenden Projektbeschreibungen der Entwickler am Ende dieses Artikels verwiesen.
Bild 1: Nur fürs Foto nebeneinander.
Bild 2: Runde für Tafal.
Bild 3: So verkniffen wie die beiden Entwickler auf diesem Bild nebeneinander wirken (2.v.l. Theo für DUO-DXT und 2.v.r. Tonfeile für Tafal), ging es gar nicht zu.
And the winner isssss...
Bild 1 und 2: Wer am Ende die Nase vorne hatte, war auch eine Frage des eigenen Geschmacks.
Trotz subjektiver Urteile gibt es natürlich auch objektivierbare Unterschiede, über die sich die meisten Beteiligten des Hörvergleiches auch einig waren.
Im Auditorium waren sowohl die Tafal, wie auch die DUO-DXT Favorisierende ungefähr gleich verteilt. Die jeweiligen Entwickler fanden - ganz diplomatisch - die feinen Unterschiede bemerkenswert und bekundeten, dass sie jeweils ihren Lautsprecher eben genau so abgestimmt haben, wie er ihnen am besten gefällt. Tonfeile fand hierzu passende Worte: "Wenn Hifi-Selbstbau mir ihre DUO-DXT für immer zum Hören gäbe, würde ich auf jeden Fall versuchen, sie "tafalmäßig" abzustimmen. Hifi-Selbstbau würde wiederum meine Tafal sicher auch nicht so lassen, wenn sie ab jetzt immer damit hören müssten, sondern die Abstimmung eher in Richtung DUO-DXT verändern, weil ihnen das so schlicht besser gefällt." (Zitat Ende).
Für den Autor dieser Zeilen ist die Sache eindeutig: Grössere Neutralität und hierdurch weniger Verdeckungseffekte, und somit die natürlichere und besser durchhörbare Wiedergabe gibt es bei der Tafal. Ein insgesamt besseres Auflösungsvermögen durch die vermeintlich hochwertigeren Chassis ist bei der DUO-DXT nicht auszumachen. Die grössere Membranfläche des ebenfalls sehr langhubigen Seas W16NX001 führt zu einem noch potenteren Bass, der für meinen Geschmack aber zu laut abgestimmt ist. Bei einer insgesamt neutraleren Abstimmung - also "tafaliger" - hätte die DUO-DXT auch für meinen Geschmack sicher das Zeug zu einem der besten 2-Wege-Lautsprechern überhaupt zu gehören.
Bild 1 und 2: Nach dem ein oder andern Tegernseer Hell klangen die 2-Wegeriche zu später Stunde sogar noch schöner - funktioniert bei Lautsprechern also auch.
Bild 3 und 4: Weitere Impressionen bei Schummerlicht.
Beide Lautsprecher sind bezüglich ihrer Abbildungsgüte erstklassige Highend-Lautsprecher und selbst die nicht perfekt neutral abgestimmte DUO-DXT ist im Vergleich zu handelsüblichen Top-Referenzen eine Ausgeburt an Neutralität. Dass beide Kreationen zudem nicht nur monitorhaft nüchtern-neutral tönen, sondern eine Menge Spielfreude versprühen macht sie umso begehrenswerter. Insbesondere die Tafal ist für mich DER Massstab unter den passiven 2-Wege-Lautsprechern.
Weiterführende Links
Tafal - Selbstbau Lautsprecher - mein eigener, ausführlicher Bericht zur Tafal.
Aufbau-Anleitung der Tafal.
DUO-DXT auf Hifi-Selbstbau.
Einen schönen Bericht zum Shootout der beiden Lautsprecher und weitere Detailinformationen hat auch Hifi-Selbstbau veröffentlicht.