Messeberichte - High End 2018
High End 2018 - erster Messebericht vom Fachbesuchertag 10.05.2018.
Version 29.05.2018.
Mit 900 Ausstellern in 4 Hallen und 2 Atrien, deren Freichflächen in diesem Jahr ebenfalls mit Container bestückt wurden, weist die diesjährige High End Messe wohl wieder ihrem nächsten Rekord entgegen.
Auch wenn es für den interessierten Endverbraucher nicht mehr Vorführungen zu hören gab, untermauert die High End Society zumindest so ihren Anspruch die international größte Hifimesse auszurichten. Die größtenteils auf b2b ausgerichteten Kongferenz-, Presse- oder VIP-Räume unterstreichen diese Bedeutung.
Aber auch musikalisch gewinnt meines Erachtes die Messe immer mehr: Klangtechnische Komplettausfälle werden seltener. Streaming und mobiles Hifi werden immer bedeutender. Die Video- und Heimkino-Irrungen scheinen überstanden zu sein. So wurde auch der Slogan "Das beste Bild" gestrichen und durch den Passenderen "Listen to the Music" ersetzt. Und wer das schon ausgestorbene gute aber preiswerte Stereo-Hifi suchte, konnte das in manchen Vorführungen auch finden. Ja, und die nett von den Plakaten lächelnden, aber irgendwie nicht zur Hifi-Welt passen wollenden, Models wurden von der Highend Society durch die neu gewonnene Markenbotschafterin Kari Bremnes. Nachdem man die wunderschöne Stimme der Norwegerin schon seit Jahren in den Vorführkabinen auf- und ab hören darf, keine so schlechte Idee.
Nachdem für Aussteller bereits im Januar "wegen Überfüllung" Anmeldeschluss war, habe ich mit meiner kleinen Unternehmung dieses Jahr pausiert, und konnte die vollen vier Tage als Besucher geniessen. Das hat in den meisten Fällen viel Spaß gemacht, weshalb ich diesen auch wieder mit anderen Audiophilen teilen möchte. Sprich: Der hier veröffentliche kleine Bericht des Fachbesuchertages ist nur der Auftakt für einen vollständigen Messebericht, bei dem es wieder insbesondere um die gewonnenen Klangeindrücke der Vorführungen gehen wird. Nahezu 30 Hörnotizen und 500 Fotos harren Ihrer Bearbeitung. Geduld wird also wieder belohnt. Viel Spaß beim Nachempfinden und Quervergleichen zu den eigenen Eindrücken!
Kurzbericht 10.05.2018 in alphabetischer Reihenfolge.
audio-technica
Der Stand des Traditionsunternehmens für Kopfhörer, Mikrofone und Tonabnehmer zeigt beispielhaft zwei Entwicklungen auf der High End Messe auf:
1. Der Gestaltung der Messestände wird ein grösseres Augenmerk geschenkt. Polstermöbel, Parket und wohnliche Wandgestaltungen konnte man an vielen anderen Ständen auch sehen. Schön, dass in manchen Hörkabinen nicht nur das schgicke urbane Ambiente, sondern auch ein gelungenes Raumtuning - und damit einhergehend eine gute Raumakustik - zum Verweilen einluden.
2. Nicht zuletzt aufgrund der immer mehr boomenden Highend Portis, nimmt auch die Bedeutung von Kopfhörern zu. Weshalb nicht nur "echte Hersteller" wie audio-technica, sondern auch viele andere Marken immer teurere Modelle unter ihrem Label auf den Markt bringen. Den ATH-DSR9BT (auf dem Couchtisch) gibt es für 599 EUR. Für das Topmodell ATH-ADX5000 muss man aber schon schmerzhafte 2.190 EUR auf den Theken- (Pardon) Ladentisch legen.
bFly
Der Spezialist für Absorber und Basen weitet sein Vertriebsprogramm konsequent aus. Die sog. Powerconditioner von Plixir sind besonders hochwertig gemachte Trenntrafos, die aufgrund ihres symmetrischen Aufbaus nicht nur für eine galvanische Trennung der angeschlossenen Geräte sorgen, sondern auch Störungen aus dem Netz unterdrücken sollen. Nachdem Tranntrafos und Netzfilter nach eigenen Erfahrungen eine nicht zu unterschätzende entstörende Wiurkung auf hochwertige Audioanlagen haben können, werde ich die Plixire bei Gelegenheit ausprobieren und hierüber berichten.
Die gehäuselosen Spatial Lautsprecher (im Vordergrund) konnten in einer eigenen Hörkabine zudem auch probegehört werden. Dem Aufruf bin ich an einem späteren Messetag natürlich gefolgt. Bericht folgt.
Der Little Fwend aus Skandinavien ist schon seit einiger Zeit ein cleveres Helferlein für den komfortbewussten Analoghörer. Die rein mechanische Tonarm-Endanhebung funktioniert so smooth, dass man sich je nach Platte auf deren Ende sogar freuen kann. Im zweiten Bild ist der Demonstrator samt Video-Pad zu sehen, der zum Spielen einlud.
Angelika Schäffer während einer der wenigen ruhigen Momente auf der Messe.
Bouquet
Die verspielte Formgebung und das Blümchendekor legen die Vermutung nahe, dass es sich bei der Bouquet um eine Italienerin oder Französin (Name) handeln müsse. Die Bouquet ist aber eine gebürtige Saarländerin und stammt aus der Volya GmbH in Bexbach.
Die Konstruktion scheint dann aber wieder klassisches "Messe-Highend" zu sein. Die teuersten Treiber aus dem Kölner Accuton Programm in einer passiven Bassreflexbox eingesetzt und für 120.000 EUR pro Pärchen angeboten. Dererlei Konstruktionen sind dann noch nicht einmal so exotisch, wie man meinen könnte. So gibt es einige andere Hersteller auch die Ihre Topmodelle "rücksichtlos" mit den teuersten verfügbaren Keramik- und Diamandmembranen in vier und mehr Wegen ausstaffieren. Leider kommen in den seltensten Fällen ernsthaft anhörbare Lautsprecher heraus - s.a. bspw. High End 2011. Wenngleich dies bei korrekter Beschaltung möglich ist - s.a. bspw. High End 2010 - Best Sound of Show. Zu welcher Fraktion die Bouquet gehört liess sich bei der freien Aufstellung in der Halle hinter Absperrung nicht beurteilen. Ein Hingucker ist sie in jedem Fall.
Cabasse
Bereits das "kleinere" Modell - die Murano Alto (roter Lautsprecher) - sorgte für überraschende Wohlklänge. Überraschend in dem Sinne, als dass kaum etwas von der vergangenen eher progressiv spritzigen Abstimmung zu hören war. Der Mittelhochton des für Cabasse typischen Koax-Lautsprechers löst zwar sehr gut auf und spielt sehr luftig, energiereich und dynamisch, bleibt dabei aber tonal auf der neutralen Seite. Die Verzerrungen scheinen sehr niedrig, so dass auch grössere Dynamiksprünge weitgehend unkompremiert und unangestrengt umgesetzt wurden. Die zwei 17er Bässe sorgten zudem in dem ca. 1m hohen Lautsprecher für ein ordentliches Fundament und koppeln, trotz relativ hoher Übernahmefrequenz von 800Hz, nahtlos an den Koax an. Ein Subwoofer wird man wohl in den seltesten Fällen vermissen.
Kritik? Optisch finde ich die dicken, aufsitzen alufarbenen Korbrahmen nicht sehr passend und das eigentlich wertige Lackfinish störend. Der Paarpreis von 7.500 EUR geht angesichts der hochwertigen Chassis und der guten Klangqualität noch in Ordnung.
Der Modellhierarchie und dem höheren Preisschild folgend musste die Baltic nebst dem großen Aktivsobwoofer Sabtorin 38 (Bild oben Mitte) noch einen draufsetzen. Dass dies gelang ist indes keine Selbstverständlichkeit.
Jeder der bereits einmal eine audiophile Satelliten Subwoofer Kombination in einem realen Hörraum einrichten durfte weiß, dass eine bruchlose bei Weitem nicht so leicht zu erreichen ist, wie das gemeinhin kolportiert wird. Im Weiteren handelt es sich bei der Baltic um eine ko- bzw. triaxiale Dreiwege Konstruktion. Das bedeutet, dass um den koaxialen Mitteltöner noch ein weiterer ringförmiger Treiber angeordent ist, der den Tiefmittelton von 75 bis 740 Hz verantwortet. Vor dieser entwicklungs- und fertigungstechnischen Leistung muss sicher der Hut gezogen werden. Dass solch eine Konstruktion zwangsläufig besser klingen muss als ein um einen gewöhnlichen Tiefmitteltöner ergänzten Koax ist längst nicht sicher.
Nach einer genussvollen Hörsitzungen mit einigen Liedern kann die Unternehmung aber als geglückt gelten. Wie zu erwarten kann diese Kombi grobdynamisch noch mehr als die rein passive Murano Alto und bildet damit auch größer ab. In Subbass ist keine Limitierung erkennbar, was je nach Aufnahme auch den Raum nochmal realistischer wirken lässt. Zumindest im sweet spot sitzend meine ich auch eine noch losgelöstere und stabilere Raumabbildung bei besserer Ortung ausgemacht zu haben. Hier macht sich das koaxiale Konzept bis hinunter in den Grundton (75Hz) annstelle der Mitten bei der Murano Alto (800Hz) bemerkbar.
In Summe ist die Kombination aus Baltic und Santorin also nicht nur für jene ein Tipp, die das moderne luftigere Kugeldesign eine gewönlichen großen Standlautsprecherbox vorziehen, sondern auch ohne den Designaspekt ein veritables Angebot in der 18.000 EUR Klasse (Komplettset). Als weiteren Vorteil lässt sich dann noch die einfachere Verstärkerauswahl nennen. Wo die meisten grossen 3- oder 4-Wege-Passivlautsprecher auch von entsprechend laststabilen Verstärkern zu dynamischen Großtaten angetrieben werden wollen, wird der Baltic ab einergieärmeren 75Hz und bei einem Wirkunsgrad von 91dB auch ein schwachbrüstigerer Verstärker genügen.
Clearaudio
Clearaudio ist doch der Anbieter eines grossen Angebotes an optisch ansprechend gestalteten Plattenspielern und Analogzubehör? Warum sind dann ein Porsche Turbo und ein VW Bully T1 im Bild?
Die einfache Antwort: Im Bully spielte ein - sicher scherzhaft gemeintes - Vinyl-Car-Hifi - s.a. folgende Bilder. Und der Porsche gehört zum Ausstellungsnachbarn Burmester, der schon seit Längerem seinen relevanten Umsatz mit dem Verkauf seines guten Namen an Porsche und Mercedes bestreitet. Konsequenterweise wird - selbstverständlich hinter Absperrung ausschliesslich für glaubwürdig Interessierte - dem Thema Car Hifi von Mercedes und Porsche ein relativ großer Raum (Fläche) gegeben. Gelabeltes Car-Hifi zur Margenverbesserung von Automobil-Sonderausstattungen sind indes kein Thema meiner Seite.
Die Car-Hifi-Anlage im Bully - und natürlich insbesondere das Fahrzeug selber waren natürlich ein echter Hingucker. Letztlich handelt es sich bei der kleinen Anlage aus einem Clearaudio Concept und den beiden KEF LS50, die man nach entsprechendem Re-Engineering sogar zum Musikspielen bewegen kann - s.a. LS50 Tonfeile Pimp, um eine gewöhnliche Heimhifi-Anlage. Diese wurde von Clearaudio aber hübsch in den T1 integriert und scheinbar hat man sich auch bei der Lagerung des Plattenspielers etwas gedacht. Wie die folgenden Bilder erahnen lassen.
Ob das auch bei Kopfsteinpflasterüberfahrt noch spielt, vermag ich nicht zu sagen. Im Stand erklang Musik, die es zumindest mit den Burmester-gelabelten Car-Hifi Anlagen aufnehmen kann...
Ach ja: Heim-Hifi-taugliche Plattenspieler hat Clearaudio natürlich auch noch im Programm.
Copulare
Die auf Schaumkeramik basierenden Unterstellfüsse und Gerätebasen von Copulare sind mir natürlich ein Begriff. Seit Jahren habe ich immer wieder, richtig eingesetzt, positive Erfahrungen mit der harten, aber aufgrund ihrer amporphen Struktur selbst nicht resonierenden, Ankopplung mit Giesskeramikfiltern gesammelt - s.a. Basen und Füsse. Grund für die Fotos war aber die erfrischend andere Präsentation von Copulare. Der rote Da Vinci Audio Labs Plattenspieler auf dem verspielten, grünen viktorianisch angehauchten Tisch, sowie die historischen Musikzitate sind so schrill, dass es mir schon wieder gut gefällt.
Gewöhnliche morderne Hifi-Tische gibt es bei Copulare nach wie vor natürlich auch. Neben opulenten Masselaufwerken liesse sich hierauf auch etwas audiophil vollkommen überflüssiges wie eine Devialet Funkbox stellen.
Wie ich nach ausgiebigen Probehören im Devialet Flagshipstore in Paris zu obiger Aussage gekommen bin, erzähle ich bei Gelegenheit in einem passenden Bericht. So viel vorweg: Wer eine laute und gut verarbeiteten Dockingstation- oder Bluetooth-Lautsprecher-Ersatz für Küche oder Büro sucht, kann mit dem Produkt schon glücklich werden.
DS Audio
Die optischen Tonabnehmer von DS Audio werden aktuell in der Presse als neues analoges Top End gefeiert. Von Revolution, der Zukunft und ungeahnten audiophilen Sphären ist (einmal wieder) die Rede.
Tatsächlich ist das Prinzip nicht gar so revolutionär oder neu: Bereits vor 50 Jahren konnte man bei Toshiba einen photooptischen Tonabnehmer kaufen - den C-100P. Dieser arbeitete prinzipiell wie jeder andere Tonabnehmer auch: der Diamand tastet an einer Nadel befestigt die Plattenrille mechanisch ab. Die Bewegungen des Nadelträgers werden in Strom und Spannung umgewandelt. Im Unterschied zu den meisten anderen Tonabnehmern funktionierte diese Umwandlung nicht elektromagnetisch über sich bewegende Spulen, Magnete oder Eisenkerne, sondern über Phototransistoren. Diese reagierten auf das sich verändernde Licht einer stark bündelnden Lampe, die durch eine Blende hindurchschien. Die Blende saß auf dem Nadelträger und übernahm so die Funktion der Modulation von mechanischer in elektrische Energie.
DS Audio nutzt nun genau das gleiche Prinzip. Lediglich elektrisch hat sich das vergangene halbe Jahrhundert Einiges getan. So steckt in der technischen Umsetzung dieses althergebrachten Prinzips letztlich auch das Knoff-hoff von DS Audio. Anstelle eines Lämpchens nutzt das DS Master 1 heute natürlich eine LED (die leuchtet auch nach aussen, damit man auch sieht dass hier ein anderes Prinzip arbeitet). Ein moderner Fotosensor misst die Veränderung der optischen Abdeckung der Led durch einen Schirm, der mit der nach wie vor mechanisch abtastenden Nadel (samt Diamanten) verbunden ist.
Das klingt ersteinmal nach einer sauberen Halbleiter basierten Lösung, die ja eventuell tatsächlich besser auslöst als die elektromagnetische Induktion üblicher Tonabnehmer. In den technischen Daten kann man dies bezüglich Kanaltrennung und Dynamikumfang allerdings nicht ablesen, da diese bereits auch bei anderen hochwertigen Tonabnehmern nicht durch diese sondern die Platten selber limitiert sind. Zudem steckt in besagter Halbleiterlösung auch die konzeptbedingte Schwäche der photooptischen Lösung von DS Audio: Es kann kein von einem Generator erzeugtes elektrisches Signal direkt vom nächsten Verstärker (Phonovorverstärker) verarbeitet werden. Bei den sog. stromverstärkenden Phonovorstufen geschieht dies sogar ohne Spannungswandlung. Es wird also direkt das Signal des Tonabnehmers genutzt. Bei DS Audo muss indes das Signal des Phonosensors erst in ein für einen Verstärker nutzbares analoges Stereosignal verarbeitet werden. Die klangliche Signatur der Wiedergabe hängt also maßgeblich von der Qualität dieser spezifisch auf den Tonabnehmer zugeschnitten Elektronik ab, die ihrerseits auch den Tonabnehmer mit Spannung versorgt.
Foto: Detail des "kleineren" Systems DS W2, das seinerseits auch mit der kleineren Elektronik, dem DS-W2 Equalizer (nicht im Bild) spielt. Hier wäre man auch schon für schlanke 13.000 USD dabei.
Auf mich wirkt dieses Konzept reichlich umständlich. Wenn ich elektronisch verarbeitete Signale auf dem neusten Stand der Halbleitertechnik hören möchte, setze ich auf optimiertes Digital Audio wie bspw. HiRes Streaming. Bei analoger Musikwiedergabe darf die gesamte Kette vom Diamanten bis zum Lautsprecher gerne aus analoger Technik bestehen. Im Umkehrschluss heisst das natürlich nicht, dass DS Audio mit dem Master 1 ein hochwertig spielendes System gelungen sein kann. Zumindest hat man offenbar gegenüber den Vorgänger- bzw. kleineren Modellen der letzten zwei Jahre beim Master 1 keinen Aufwand gescheut, und sowohl die Optik der Photoeionheit als auch die Elektronik des spezifischen Phonoverstärkers - genannt Master 1 EQ Unit - optimiert. Gerade der EQ Unit hat man offenbar reichlich überdimensioniert und stellt stolz die gigantischen Siebkapazitäten, die wohl einer grossem Endverstärker entliehen worden sind, und die 24kg Lebendgewicht (viel Kupfer im Inneren - s. erstes Bild oben) hervor. Ja solche Materialschlachten lieben wir Highender und geben dafür gerne die 22.000 EUR für ein Set aus.
Extreme Audio
Die Italiener von Extreme Audio sind immer für originelle Formgebungen ihrer Lautsprecher gut. Typisch italiniesch ist auch die hochwertige Verarbeitung edler Hölzer. Das Design ist sicher nicht immer mehrheitstauglich, aber der aktuelle Entwurf des noch nicht auf der Homepage des Herstellers benannten Schöpfung gefällt mir sehr gut. Gerade die Halterung für die Revox Bandmaschine erinnert allerdings sehr an den Manger Swing.
Wirklich ernsthaft probehören liess sich die Kreation in der offenen und lauten Halle allerdings nicht. Unter Umständen entgeht das italienische Designobjekt so meinem kritischen Urteil, denn ich kann mir anhand Chassisauswahl und -anordnung beim besten Willen nicht vorstellen wie das vernünftig funktionieren soll: Ein Hochtonbändchen muss relativ früh an kleine Breitbänder in einer offenen Schallwand übergeben. Diese wiederum müssen so tief und potent spielen können, dass sie mit den impulsgekoppelten, ebenfalls gehäuselosen grossen Subwoofern mithalten können. Selbst wenn das vom Summenfrequenzgang und der Pegelfestigkeit funktionieren sollte, ist mit einem sehr speziellen Abstrahlverhalten zu rechnen.
Gerade die 6 Breitbändern, denen sicher ein grosser Frequenzbereich zukommen dürfte, werden aufgrund ihrer Anordnung für einige Interferenzen in Breite und Höhe sorgen. Als Line-Array (alle 6 übereinander) könnte man noch von einer Linienabstrahlung sprechen; die versetze Anordnung nebeneinander dürfte allerdings für allerlei kaum kalkulierbare Effekte sorgen. Zumindest rein passiv entzerrt ist so etwas kaum in den Griff zu bekommen.
High End Nonsense? Nein. Ganz sicher ein Geniestreich, den man einfach verstehen muss. Warten wir den ersten Testbericht ab...
Elixir
Die noch junge deutsche Lautsprechermarke Elixir verbaut ausschliesslich Accuton Chassis in Corian-Gehäuse. Ersteres tun viele andere auch - s.a. Bouquet oben im Text. Zweiteres ist allerdings eine gute Idee, der nur wenige folgen.
In einer der unzähligen deutschen Hifi-Gazetten hat Elixir bereits einen Fan gefunden, dem breiten Publikum der High End Messe stellte sich Elixir in 2018 das erste Mal. Neben den beiden bisherigen Modellen Merlin (kein Foto) und Lancelot (der grössere der beiden Standlautsprecher), wurde auch zwei neue Produkte gespielt: Parzival und Ector. Man bleibt also der Mythologie treu. Parzival wird von den kleineren Standlautsprechern und Ector von den großen Aktivsubwoofern gespielt.
Kurz noch ein Wort zu den Accuton Chassis: Wie weiter oben schon geschrieben, bin ich prinzipiell Fan dieser Hartmembranchassis, auch wenn deren Antriebe teilweise nicht mehr die modernsten sind. Die MItteltöner und Tiefmitteltöner gehören - sauber gefiltert, damit die Ohren nachher nicht aufgund heftiger Membranreonanzen schmerzen - zu den Besten auf dem Markt. Ob man die kleinen Diamand- oder Keramiktöner einen verwertbaren Vorteil gegeübner anderen, meist größeren udn potenteren Chassis habe, hängt dann schon vom Einsatzzweck - sprich der avisierten Trennfrequenz ab. Die Tieftöner gibt es allerdings nur bis maximal 25cm Durchmesser, haben einen großen Volumenbedarf und sind im Wettbewerbsvergleich nicht unbedingt die Langhubigsten. Für richtig tiefe Abstimmungen und ordentlich Grobdynamik braucht es also meist mehrere Chassis pro Seite und kühlschrankgrosse Gehäuse. Bei Elixir wurden offenbar auch diese Auslegungskriterien beachtet. So ist Ector mit jeweils zwei der grössten Aluminium-Sandwich-Treibern bestückt und ist ein ganz schön dicker Brocken.
Nun aber zum eigentlich Gag von Elixir Lautsprechern: Corian. Ja, das ist doch dieser Steinstaubkunststoff aus dem die Küchenplatten sind!? Genau der!
Was hier so despektierlich klingt ist ein handfester Vorteil von Elixir gegenüber allen Standard-MDF-Kisten, die man ansonsten zu hören bekommt. Wohingegen das zwar billige und leicht zu verarbeitende MDF eher leicht ist und insbesondere im Grundton eine hohe Schalldurchlässigkeit aufweist, ist Corian deutlich schwerer, steifer und hat eine höhere Dämmwirkung gegenüber unerwünschten Schallaustritten. Der typisch topfige, leicht belegte und im Grundton und den Mitten nie so richtig durchhörbare Boxiness-Sound kann so weitgehend vermieden werden. Natürlich haben auch steifere Gehäuse so ihre Tücken und selbst kleinere Mitschwinger können sehr unangenehm sein, wenn sie dafür dann in höheren Frequenzbereichen dafür umso unangenehmer auffallen; aber erst einmal ist die Materialwahl ein richtiger Schritt.
Auch bei deren Auslegung hat Elixir wieer mitgedacht: Ein Blick ins Innere zeigt dass man höherfrequente Resonanzen mit Bitumenmatten bedämmt. So viel konzeptionelle Weitsicht und die hochwertige Bauteileauswahl wie Umsetzung schüren natürlich hohe Erwartungen. Die Elektronik von Restek, wie die Silberkabel von Nordost waren ebenfalls amtlich. Wie klang es also auf der Messe?
Ich fange mal mit der Sonnenseite an: Corian und der offenbar geglückte Gehäusebau wirken! Selten kann man einen so stabilen und trockenen Bass und Grundton hören wie über die Elixir Lautsprecher. Kein Dröhnen, kein Nachschwingen, keine die unteren Mitten zumatschender Grundton - alles spielt stabil und sauber.
Nur leider nicht tonal neutral und phasenrichtig. Das sind die leider zu vermeldenden Schattenseiten der Vorführungen. Hinsichtlich der Abstimmung reihte sich zumindest die von uns gehörte Standbox (Parzifal oder Lancelot) leider in die grössere Menge der Anbieter ein, bei denen ich mit Accuton Chassis dann nicht lange Musik hören kann. Die einzelnen Wege sind heraushörbar und in den Mitten und Präsenzen sägt es dann schon einmal an empfindlichen Ohren. Den Parsifal möchte ich mit der Messeanlage nicht durchhören müssen. Schade.
Bei dem nicht vorgeführten Modell (Bild oben und unten) handelt es sich offenbar um einen vollaktiven Lautsprecher mit Four Audio DSP (s.a. im Bild unten).
Über den DSP sollten sich die Accuton Chassis leichter entzerren lassen und eine phasenrichtige Abstrahlung lässt sich ebenfalls hinrechnen. Diesen Lautsprecher würde ich bei Gelegenheit gerne einer Folge-Hörprobe unterziehen. Gut möglich, dass ich dann nur noch von Sonnenseiten berichten kann.
Genuin Audio
Die Unternehmung Genuin Audio ist eigentlich genau das wovon ich in meinem privaten Seite am liebsten berichte: Hier arbeiten Überzeugungstäter, die ohne großes Marketingbudget für Testsieger in allen Gazetten sorgen können, aber besondere technische Lösungen verfolgen und diese mit viel Liebe und Akribie so umsetzen, dass sich tatsächlich Hörgenuss einstellt.
Seit dem Analohg Forum 2016 in Krefeld verfolge ich die Marke auf Messen und war jedes Mal begeistert von der Stimmigkeit der Wiedergabe. Leider fehlte mir die letzten Jahre die Zeit zur Umsetzung der Messeberichte, weshalb ich von dem damaligen Geheimtipp noch nicht öffentlich berichten konnte.
Auf der High End 2018 kam indes nicht die bekannte und sehr sauber abgestimmte Passivbox Pulse zum Einsatz, die in meinen Augen zwar an eine 80er Jahre Selbstbaubox erinnert, aber unglaublich ausgewogen, breitbandig, dynamisch und stimmig Musik wiedergibt, sondern der nagelneue Aktivlautsprecher Neo. Konsequenterweise kam auch nicht der ausgefuchste Subchassis-Plattenspieler Drive zum Einsatz, sondern der ebenfalls neue Musikserver Tars.
Leider ist genau das nun mein Problem. Statt nun das erste Mal stellvertretend für die vergangenen tollen Analog-Passiv-Lautsprecher-Vorführungen die ausgefuchsten technischen Lösungen von Genuiin Audio zu loben, die entsprechend auch zu audiophilem Musikgenuss führten; kann ich bei Neo und Tars nur von den tollen technischen Lösungen sprechen.
Was meinen Ohren nicht so gefiel, schreibe ich möglichst bald in der Fortsetzung meines Messeberichts.
JBL - Harman Group
Bei der Harman Gruppe spielte gerade nicht ein Lautsprecher der Highend Marke Revel, sondern eine JBL im Vintage-Look.
Ein Glück: Das ging nicht nur grobdynamisch richtig gut, sondern gehörte sogar schon in der Summe seiner Qualitäten zu den besseren Vorführungen der Messe.
Fortsetzung folgt.
Kharma
Bei den Niederländern musste ich einfach Fotografieren. Die durchgestylte, zur Marken-CI passende Inneneinrichtung, die sogar Böden und Wände einbezog, sorgte nicht nur für eine opulent wohnliche Oase zwischen den nüchternen Hörkammern des Atriums, sondern war auch akustisch vorteilhaft ausgeführt.
Fortsetzung folgt.
Live
Die Tonbänder und Kassettendecks (was war das nochmal?) bei waren keine blosse Vinatgekulisse. Bei Entertape wird Musik tatsächlich noch voll analog aufgenommen. Der Sinn erschliesst sich mir zwar noch nicht; charmant ist dieser aktive Umgang mit der Vintagetechnik aber allemal. Muss mal mal eine Scheibe anhören...
Magico
Magico bleibt sich seit meinem Erstkontakt auf der High End 2009 treu. Auch für den neuen Lautsprecher gilt: hoher technischer Aufwand an Juweliers-Hifi (aus der Schweiz!), der mich emotional vollkommen kalt lässt.
Fortsetzung folgt.
Martin Logan
Auch die ESL 11A von Martin Logan unterstrich wieder unmissverständlich den immer wieder bestätigten Eindruck: Die stark überpräsent abgestimmte Linienwellenstrahler will einfach nicht mit dem Hubkolben-Subwoofer zusammenspielen. Bei höheren Pegeln mit kritischen Material wie Sopran, Bläser oder ähnlichem einfach nur zum davonlaufen.
Fortsetzung folgt.
Metronome
Bis zum Update des Messeberichtes werde ich versuchen mehr über die, "den wahren Klang" bringenden, Franzosen heraus zu finden. Zumindest das skulpturale CD-Laufwerk Kalista, wie auch der Lautsprecher EA scheinen mit einigen berichtenswerten Lösungen aufzuwarten.
Die Schallführung des Hochtöners folgt keiner mir bekannten akustisch sinnvollen Öffnungsfunktion. Was aber nicht heissen soll, dass es sich hier um einen reinen Design-Gag handeln würde. Unmöglich - der würde schliesslich das Abstrahlverhalten ruinieren.
Onkk
Der Plattenspieler von Onkk Limited ist so eine der Entdeckungen, für die es sich schon lohnt über die Messe zu schlendern. Ein noch vollkommen unbekannter Hersteller wartet mit einer liebevollen Eigenentwicklung (Direktantrieb und Keramiklager) auf, von der man wahrscheinlich nie in der deutschsprachigen Presse etwas lesen wird; womit das Auftauchen bei einem Premiumhändler in Deutschland ebenfalls auszuschliessen ist. Hieran könnte allerdings auch das Design und die Qualität des Finish eine kleine Mitschuld tragen...
So kann man sich gänzlich unbekümmert einem kleinen Technik-Plausch ergeben. Herrlich.
Für das Update des Berichtes werde ich mich noch um paar der besprochenen Details bemühen.
Pancim Art Technology
Kaum zu glauben: Bei dem Pancim Art Technology Lautsprecher VZ1 handelt es sich um ein polnisches Produkt. Das Design hätte auch aus Italien oder aus Südafrika vom B&W Nautilus und Vivid Audio Schöpfer Lawrence Dickie stammen können. Muss man glatt nochmal einen zweiten Blick darauf werfen...
PMC
Kurz vorab: Die grossen Lautsprecher von PMC waren und sind amtlich. Punkt. Gleiches gilt für die verwendete Mitteltonkalotte von ATC. Schön wenn gute Dinge auch Bestand haben.
Altehrwürdige Mitteltonkalotte mit Messaufnehmer. Scheint ohrenscheinlich das zu tun, was sie soll.
Reed
Der litauische Hersteller Reed hat sich völlig zu Recht binnen kurzer Zeit einen guten Ruf bei Analogfans aufgebaut.
Der auf der Messe neu vorgestellte Tonarm 5T ist auf jedenfall einer weiteren Berichterstattung würdig.
Clever wird hier ein klassischer Radialtonarm mit einer aktiv geregelten Führung zur Vermeidung des Spurfehlwinkels kombiniert. Das scheint gut zu funktionieren und wäre die meiner Meinung erste wirklich gelungene Vermeidung von Spurfehlwinkel, ohne die Lagereffekte von Tangentialtonarmen oder die kaum perfekt realisierbare und extrem aufwendige rein aktiv geregelte Führung des Tonabnehmers.
Inkl. Steuergerät Source 12V leider noch sehr teuer.
Silbatone
Über die letzten Jahre hat sich bei Silbatone das Vorführen riesiger Vintagehörner, die möglichst schrottig zusammengeschustert aussehen müssen, zu einem festen Messehighlight für viele Besucher entwickelt. Beschämt auch dieses Jahr wieder nahezu alle aktuellen Hornsysteme aus anderen Vorführungen.
Spatial
Suesskind
Unter seinem aktuellen Label Suesskind hat der Lautsprecherentwickler Joachim Gerhard in jüngster Vergangenheit sehr unterschiedliche Lautsprecherkonzepte auf den Markt gebracht. Mit entsprechend sehr unterschiedlichen klanglichen Ergebnissen. Irgendwie stellte sich keine klare Modellpolitik und ein CI-Sound ein.
Warum auch? Wenn er einfach macht was er will, und dann nach skurrilem Mini-Standlautsprecher - der sicher als Scherz gemeint war, um die sog. Fachpresse vorzuführen, die so etwas dann trotzdem artig feiert - wieder einen richtigen Coup landet?
Die auf den Bildern zu sehende Suesskind Fortschritt ist wieder so ein Lautsprecher, der hinsichtich seiner akustischen Qualitäten die Aufmerksamkeit auch verdient. Sicher ebenfalls kein perfekter Lautsprecher, und auch wieder nicht für jedermann; aber: die Fortschritt kann verblüffen. So ein stabiler Grundton aus dem winzigen Gehäuse? Losgelöste Raumabbildung wie von einem Breitbänder, obwohl da doch drei Wege spielen!? Demnächst hier der ganze Bericht.
Spleenige französische Elektronik und bunte Tonabnehmergehäuse gab es auch zu sehen.
Vinyl
Auch deshalb lohnt die Messe: Wer neben all den Vorführungen und Standgesprächen Ruhe braucht, kann beim Platten-Schmökern entspannen.
Das war erst der Bericht zum halben Donnerstag. Fortsetzung folgt.