Beim ersten Durchschreiten der Messehalle im Erdgeschoss, stellte sich bei mir erst einmal Ernüchterung ein. Viele Aussteller stellen in der Tat nur aus - akustische Vorführungen: Fehlanzeige! Was bei einer IFA oder Cebit durchaus vertretbar ist, erscheint mir bei Highend-Audio wenig zielführend. Wenn nicht durch Musikvorführung überzeugen, mit was dann? Die durchaus unterschiedlichen Vorführungen in den Containern (kuschelig warm bei Röhrenelektronik) wurden durch häufig wechselnde Besucher und wandernder Livemusik gestört. Die Saxophonistinnen waren wohl ohnehin eher fürs Auge als das Ohr gedacht (s.a. 2. Bild).
Dass vorwiegend Topmodelle vorgeführt wurden, wird sicher dem Anspruch der High End gerecht, half allerdings einem Großteil der Orientierung suchenden Kaufinteressenten nicht weiter. Eine löbliche Ausnahme bildete z.B. eine Cyrus-Kette, von der noch zu lesen sein wird. Schade nur dass vergleichbare Wettbewerber nicht zu hören (Arcam, Rega, Unison Research etc.) bzw. gar nicht vertreten waren (Cambridge, Trigon, Audio Agile, Berendsen etc.).
Natürlich waren auch wieder Heimkino-, Leinwand- und HDTV-Hersteller vertreten. Auf diese soll hier nicht eingegangen werden.
Ein großer Teil der Musikvorführungen wurde mit extremen Pegeln präsentiert. Dies ist zwar insofern verständlich, da der höhere Hintergrundpegel übertönt werden musste, und somit ein entspanntes Hören wie daheim selbstverständlich nicht möglich war, verwundert hat mich allerdings die Verzerrungstoleranz vieler Besucher. Ich muss zugeben, dass meine Sensibilität für Verzerrungen mit zunehmender Hörerfahrung zugenommen hat; werden einem schliesslich allzuoft Verzerrungen und Verfärbungen als besondere Frische oder Auflösung angepriesen (um später langanhaltenen Hörgenuß zu vereiteln). Auf der High End wurde die Schmerzgrenze allerdings mancherorts überschritten. Da kaum jemand eine Disco mit Highend-Equipment beschallen würde, schlich sich so manchmal der Verdacht ein, es mit grobdynamischen Effekten müssen fehlende tonale Fähigkeiten der Ketten kaschiert werden. Räume im Atrium und dem 2. Stock, aus denen Heimkinolärm oder extreme Motorengeräusche (!?) kreischten, habe ich mir dann auch erspart. Schliesslich wollte ich am Ende des Tages überhaupt noch sinnvoll etwas (probe-)hören können.
Gottlob gab es aber auch anständige und z.T. ganz bemerkenswerte Vorführungen. Von denen (und anderen) soll nun kurz berichtet werden.
Anmerkung: Natürlich ersetzt der bei einer Messevorführung gewonne Eindruck kein ausgiebiges und entspanntes Vergleichshören beim Händler oder (besser) in den eigenen vier Wänden. Der Einfluss der Softwareauswahl, der Raumanpassungen und den Eigenheiten der umgebenden Kette kann so groß sein und insbesondere variieren, dass einzelne zu deutlich anderen Eindrücken kommen können, als hier geschildert.