Interessante Neusichtungen der Messe, für die leider ein Hörcheck nicht möglich war, möchte ich dennoch in diesem Kapitel kurz in alphabetischer Reihenfolge vorstellen.
Messeberichte - High End 2009
Neues
Albedo
Das aktuell einzige Modell HL 2.2 der italienischen Marke Albedo ist ein zierlicher Zweiwege-Transmissionline-Lautsprecher. Bei der Chassiswahl greift auch Albedo - wie viele andere Hersteller auch - auf die Keramiktöner von Thiel zurück. Die HL 2.2 ist aber zumindest der eleganteste Vertreter seiner Art.
Block
Der Firmenslogan „Audiophile Produkte für jedermann“ der jungen Oldenburger Marke Block ist sehr sympathisch. Bleibt nur zu hoffen, dass heuzutage überhaupt noch ein merklicher Marktanteil mit klassischem Stereohifi zu erzielen ist. Die breite Masse scheint ja bereits mit Handymusik oder plärrigen Dockingstations für Portables glücklich zu sein.
Bild: Vollverstärker V-100 (400 EUR) und CD-Player C-100 (300 EUR).
Erste positive Tests haben die Geräte der 100er Serie bereits erhalten. Sie können nicht nur mit sehr wertigem Äusseren - samt obligatorisch dicker Alufront - punkten, sondern sind durchaus sehr hochwertig konstruiert. Im Inneren finden sich sauber aufgebaute diskrete Schaltungen von guter Bauteilequalität. Alles wird in Deutschland entwickelt, um nicht nur hinsichtlich der Optik, sondern auch bezüglich der Bedienung und der klanglichen Abstimmung den Geschmack des hiesigen Publikums zu treffen. Nur eine Produktion in Deutschland war wohl nicht realisierbar. So werden die Geräte aktuell noch in Fernost gefertigt. Wenn möglich möchte man aber die Produktion nach Deutschland verlagern, beteuert Block.
So besetzt Block mit der 100er Serie zwar die Lücke, die Hersteller wie NAD und Rotel in der 400-EUR-Klasse hinterlassen haben. Nur, dass diese Lücke mittlerweile von den Japanern wieder gut besetzt ist: Yamaha, Denon, Onkyo und Pioneer bieten bereits seit einigen Jahren erstaunlich erwachsene Geräte zu diesen Kursen an. Hier hilft nur ein direkter Klangvergleich.
Bild 1: Die Preise kann man sich gut merken. Alle 220er Geräte kosten jeweils 149 EUR.
Bild 2: Dicke Alufronten gibt es zu dem Kurs nicht mehr. Aber ein einheitliches Design.
Wirklich spannend könnte es hingegen mit Einführung der 220er Serie werden. Alle Geräte dieser Serie, vom Vollverstärker V-220, über den UKW-Tuner R-220 bis zum CD-Player C-220 kosten 149 EUR. Das ist eine Ansage. Bis auf die prestigeträchtigen Alufronten, muss der geneigte Kunden nicht einmal auf viel verzichten. Der Verstärker ist mit 2x 40W ausreichend stark für adäquate Spielpartner und bietet sogar einen Phonoeingang und einen Kopfhörerausgang. Der CD-Spieler spielt auch MP3-CD´s. Die glänzenden runden Kunststofffronten sind zudem auch ganz schick, wenngleich die Werbung von Block mit Klavierlackoptik ein wenig dick aufgetragen wirkt.
Bei Gelegenheit würde ich solchen Geräten gerne einmal auf den Zahn fühlen. Hätte ich doch so eventuell endlich Antwort auf die häufigen Fragen nach guten Stero-Hifi, das nicht gleich ein Vermögen kostet.
Digital do Main und Lansche
Bei Digital do Main gab es eine sehr speziell zusammengewürfelte Kette zu hören: emmLabs CD-Player (einen Vorverstärker habe ich schon auf der High End 2006 kennenlernen dürfen), Grimm, Vitus Audio Verstärker, Burmester Power Conditioner und Lansche Lautsprecher No.3 mit Ionenhochtöner. Laut Aussage des Herstellers sorgen eine geschlossene Brennkammer und eine Plasmatemperatur von ca. 1.100 Grad Celsius dafür, dass etwaig entweichendes Ozon über einen als Katalysator fungierenden Keramikeinsatz und die hohe Plasmatemperatur unweigerlich zu O2 und O zerällt. Eine Ozonbelastung des Hörraums kann somit ausgeschlossen werden.
Expolinear
Die wichtigste Neuentdeckung auf dem Expolinear Stand war, dass offenbar die legendären Chassis von Podzus Görlich (Bild 2) wieder erhältlich sind. Die tollen Lautsprecher von Expolinear gab es leider wieder nirgends auf der Messe zu hören.
Bild 1: Herr Henning (links) von Expolinear und Herr Timmermanns von Hobby Hifi.
Bild 2: Chassis von Podzus Görlich (links) und ATD (rechts).
Fischer und Fischer
Fischer und Fischer stellte einen neuen Topend Lautsprecher an einer Audia Flight Anlage vor. Das Ganze klang ähnlich gut wie schon auf der High End 2005.
Bild 1: Wuchtiger Audio Flight Prototyp in der Mitte.
Bild 2: Schiefer ist nicht nur akustisch ein guter Werkstoff für Lautsprechergehäuse. Er macht auch optisch etwas her.
KEF und Arcam
Der Konzeptlautsprecher Concept Blade von KEF sorgte für ordentlich Furore auf der Messe. KEF führte ihn an einer Arcam Kette vor. Bezüglich der Leistungsverstärkung vertraute man dann aber doch lieber auf die Monoblöcke No. 52 von Mark Levinson, die auch auf der Vorführung von Sun Audio zu hören waren.
Die Besonderheit des Concept Blade ist neben der Gehäuseausführung aus einem Sandwich aus Sichtcarbon und Balsaholz, dass vier impulsgekoppelte Tieftöner seitlich so im Gehäuse angeordnet sind, dass zusammen mit der letzten Inkarnation des Uni-Q Koaxialtreibers auf der Front, nahezu eine Punktschallquelle entstehen soll. Hinsichtlich des betriebenen Aufwands war die Concept Blade tatsächlich eines der beeindruckensten Produkte der High End 2009.
An dieser Stelle sei unbedingt auf den kompetenten Bericht von Paul Messenger in dem ohnehin empfehlenswerten Net-Magazin Hifi Statement hingewiesen. Ich kann mir daher hier weitere Ausführungen sparen.
Magico
Den aufwendig designten (und auch sündteuren) Lautsprechern von Magico geht ein Ruf wie Donnerhall voraus: Nicht wenige bemühen immer wieder die Wertung "bester Lautsprecher der Welt". Das behaupten nicht wenige andere von sich auch - sehr selbstbewusst beispielsweise die Firma YG Acoustics, die auch auf der Messe vertreten war - s.a. Skurriles. Ein deutsches Werbeblättchen führte einen "kleinen" Standlautsprecher der amerikanischen Firma lange an Platz eins seiner unsäglichen Werbeeinnahmen-Hitliste. Den Ruf, den das gerade noch fünfstellig gepreiste Modell M5 in der Vorführung zu behaupten hatte, war also kein kleiner.
Bild 1: Jenseits des vorgeführten Modells M5, bietet Magico noch zwei grössere Modelle an.
Bild 2: Der kleinste Standlautsprecher V2.
Ein kurzer Hörcheck war angesichts der geschürten Erwartungen eher ernüchternd: Eingedenk der Qualität und Anzahl der eingesetzten Treiber und des enormen Aufwandes bei der Gehäuseausführung, war das Klangbild zwar breitbandig und von ausreichendem Auflösungsvermögen; von einer mitreissenden, dynamischen, unverfärbten oder sogenannt "musikalischen" Vorführungen konnte man aber nicht sprechen. Diesbezüglich wurde in einigen anderen Vorführungen der Messe klar Besseres geboten.
MBL
Das Traditionsunternehmen MBL entzieht sich mit seinen extravaganten Radial-Lautsprechern weitgehend einer objektiven Kosten-Nutzen-Bewertung. Ob es wirklich des absurden technischen - und damit auch finanziellen - Aufwandes einer Reference Line (Bild 1) bedarf, um eine highendige Musikwiedergabe in den eigenen Vierwänden zu erzeugen, darf gerne bezweifelt werden. Hinsichtlich Optik und Prestige erhält man allerdings schon etwas Aussergewöhnliches. Im Gegensatz zu anderem Top-Highendern, mag ich an der akustischen Vorführung wenig aussetzen.
Bild 1: Reference Line im Vollausbau - nur falls daheim noch eine Wand frei sein sollte.
Bild 2: Für den kleineren Geldbeutel gäbe es da noch die Classic Line - hier fiele mir für den geforderten Kurs allerdings klanglich Besseres ein.
Music Hall
Die in Deutschland über den Vertrieb von Phonar erhältlichen Produkte von Music Hall Audio haben sich in kürzester Zeit einen festen Platz im schwindenden Markt des guten Midprice-Hifis gesichert. Das verwundert kaum, wenn man sich die clever gemachten Produkte der Firma genauer ansieht. Zum einen nutzt man für die Elektronik hochwertige bewährte Schaltungen, die man günstig in China fertigen lässt. Zum anderen bietet man Plattenspieler auf Basis des Pro-Ject Baukastens an. Beides führt zum Ziel, wie ich bereits an dem Preis-Leistungs-Player cd25.2 und den schon guten Basis-Vinyl-Dreher Pro-Ject Xpression III erfahren durfte.
Bild 1: Links im Bild der Kopf von Music Hall Roy Hall.
Bild 2: Neuer DA-Wandler DAC 25.2.
Sollte der neue DA-Wandler DAC 25.2 (Bild 2) ein ebenso gutes Preis-Leistungsverhältnis aufweisen, wie die bisherigen Produkte des Hauses, stehen gute Absatzchancen zu erwarten. In Anbetracht der zunehmenden Digitalquellen, der sich verbreitenden Streaming-Lösungen und den immer besser und häufiger werden Aktivlautsprechern, braucht es künftig für eine gute Hifi-Anlage eben nur noch einen guten DA-Wandler mit einer ausreichenden Anzahl an Eingängen. Fertig ist die vollwertige Stereoanlage. An dieser Stelle sei nochmals eindringlich an die hervorragende ADAM-Audio A5 verwiesen.
Um den digitalen Zuspielern noch ein wenig mehr analoges Leben einzuhauchen nutzt der DAC 25.2 eine Röhre in der Ausgangsstufe. Vorbildlich ist auch der integrierte Kopfhörerverstärker. Eine echte Chance verspielt Roy Hall aber, in dem er mit dem Lautstärkeregler nur den Kopfhörerausgang regeln lässt und nicht auch noch die Hochpegelausgänge. Dann wäre der DAC 25.2 neben einem vielseitigen DA-Wandler noch ein vollwärtiger Vorverstärker für Kunden, die ausschliesslich Digitalquellen nutzen, gewesen. Und deren Zahl soll ja nicht so klein sein. Bitte nachbessern!
Naim
Die Traditionsmarke Naim fuhr so ziemlich alles auf, was das aktuelle Produktportfolio an guten und teuren Komponenten (Bild 2) zu bieten hat. Neben den streamingfähigen 400GB Harddiskplayer HDX (oben rechts in Bild 2) mit CD-Laufwerk, waren natürlich auch wieder die völlig überzogen gepreisten externen Nachrüst-Netzteile mit dabei. Als grosse Innovation war auch das neue Lautsprecher Modell Ovator S-600 angekündigt. Im Vergleich zur oben erwähnten KEF Concept Blade, wirkt die Ovator allerdings ziemlich gewöhnlich. Einzig der Mittelhochton-Treiber mit Flachmenbran ist etwas besonderes. Seine akustisch günstige Unterbringung in einem vom Gehäuse entkoppelten Aluzylinder, kennen wir schon seit Jahren von der hervorragenden Audioplan Konzert.
Bild 1: Ovator S-600.
Bild 2: Naim beweist, dass Highend nicht protzig aussehen muss.
Northstar
Der italienische Elektronikhersteller Northstar stellte passenderweise mit einem Lautsprecherfabrikanten aus sder Toskana aus.
Phonar
Phonar zeigte erstmals ein Modell aus der neuen Credo-Serie - wahrscheinlich ist der Aussteller auf dem Bild das Topmodell der komplett überarbeiteten Serie. Das Vorgängermodell Credo S100 hatte mir in einem ausgiebigen Vergleich mit der Gamut L5 sehr gut gefallen - nachzulesen ist dies in diesem Bericht: Phonar Credo S100. Phonar nutzt bei der neuen Credoserie bereits die neuen Illuminator Chassis von Scan-Speak (zwei Absätze weiter unten). Das hört sich vielversprechend an. Hörttermine sind also nach Möglichkeit Pflicht.
Rossner & Sohn, Accustic Arts, Penaudio und Klang Manufaktur
Schön zu sehen, dass sich seit ihrem Einstand auf der High End 2005 die Firma Rossner & Sohn wohl fest etabliert hat. In der liebevoll kombinierten Kette spielten die Laufwerke und Tonarme des Analogspezialisten über Elektronik von Accustic Arts an den schicken finnischen Lautsprecher von Penaudio. Verkabelt wurde die Kette mit den Newcomer Kabeln von Klang Manufaktur.
Bild 1: Symphatisch - zur Regelung des Laufwerks kommt das sehr gute und preiswerte Motornetzteil von Dr. Fuss (kleines Kästchen unter dem mittleren Laufwerk) zum Einsatz.
Bild 2: Lagerung des neuen Tonarms im Detail.
Bild 3: Laufwerksgalerie.
Ein paar Neuheiten waren auch zu bestaunen. So stellte Rossner & Sohn seinen neuen Einpunkt-Tonarm vor. Die Lagerung erfolgt über gespannte Kevlarfasern. Als generelle Neuerung dürfen die auf maximale Neutralität und beste Haptik designten Kabel von Klang Manufaktur gelten. Von den Steckern bis zu den Flach- oder Rundleitern sind diese allesamt aus reinem Silber gefertigt. Auch auf den mechanischen Aufbau, geeignete Dielektrika und hochwertige Haptik wird allergrösster Wert gelegt. So können Leitungsverluste effektiv minimiert werden.
Die neuen Kabel von Klang Manufaktur habe ich bereits an meiner heimischen Kette einer langfristigen Begutachtung unterzogen. In der Rubrik "Höreindrücke - Zubehör" kann man nun endlich einen ausführlichen Bericht über alle Klang-Manufaktur-Kabel nachlesen.
Bild 1: Modell Charisma der Classic Serie von Penaudio.
Bild 2: Silberflachband Lautsprecherkabel RIO von Klang Manufaktur.
Scan-Speak
Der sich wieder in dänischer Hand befindende Chassisspezialist Scan-Speak trat mit nahezu seinem gesamten Produktportfolio an. Das dürfte nicht nur Selbstbauerherzen, sondern auch die zahlreicher Lautsprecherhersteller höher schlagen lassen. Bedienen sich doch unzählige Anbieter weltweit den qualitativ untadeligen Chassis der Dänen. Phonar nutzt beispielsweise schon für seine Topserie Credo (zwei Absätze weiter oben) die neuen Chassis der Illuminator-Serie. Der ungewöhnliche und sehr strömungsgünstige - und damit verlustarme - Antrieb ist bereits zum Patent angemeldet. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein.
Bild 1: Ein Tiefmitteltöner der neuen Illuminator Serie mit neu designtem Antrieb und Korb.
Bild 2: In diesem Sortiment sollte sich ein passender Hochtöner finden lassen.
Verity Audio und Brinkmann
Der amerikanische Lautsprecherspezialist Verity Audio und der deutsche Hifi-Tüftler Brinkmann sind seit Jahren Garanten für akustisch optimiertes Hifi und tolle Performance. Leider blieb mir keine Zeit mehr für einen ausgiebigen Klangeindruck.
Bild 1: Verity Topmodell Lohegrin II.
Bild 2: Brinkmann Laufwerk La Grange mit Thales Tonarm (rechts).
Bild 3: Verity Bändchenhochtöner und Konustöner von Audio Technology.
Bild 4: Brinkmanns Phonovorstufe Edison.
Vivid Audio und Luxman
Wer sich beim Anblick der neuen GIYA G1 des südafrikanischen Lautsprecherherstellers Vivid Audio an die Ur-Nautilus - auch Schnecke genannt - von B & W erinnert fühlt, der liegt gar nicht so falsch. Designer war nämlich in beiden Fällen Laurence Dickie.
Da der deutsche Vertrieb von Vivid Audio auch Luxman im Programm hat, dürfen auch wir Deutschen uns wieder auf die neuen Geräteserien des japanischen Traditionsunternehmens freuen.