Schon die Vorführung auf der High End 2005 - Phonosophie war nicht dazu angetan aus einem Hifi-Voodoo-Skeptiker einen Bekehrten Gläubigen zu machen. Aber das gehört zu Ingo Hansens Klang- und Verkaufsphilosophie gehört wohl auch ruhig einmal zu provozieren und anzuecken, als technisch unanfechtbares gutes Allerwelts-Hifi zu machen. Ich persönlich halte die meisten der Phonosophie Produkte für höchst-zweifelhaft, kann dem angeblich livehaftigen Klangbild Nichts abgewinnen, Ingo Hansens Vorführungen sind allerdings legendär und somit einen Besuch wert.
Bild 1: Phonosophie Voodoo-Show - immer gut besucht
So waren die mich begleitenden Hifi-Neulinge auch schwer begeistert von der Vorführung und Anpreisung des "Kabelanimators", der unterhalb des Hochtöners der ALR Jordan Lautsprecher (Bild 3) und an diversen Strippen (ohne Bild) zum Einsatz kam. Die Begeisterung beruhte nun weniger auf irgendeiner wundersamen Wirkung dieses Zauber-Zubehörs sondern mehr an der Art der Vorführung.
Höchst unterhaltsam und mit einem Schuss Selbstironie, wiederholte sich mehrmals folgende Präsentationstechnik: Erklärung welchen Effekt man nun gleich zu hören hat; Abwarten des richtigen Momentes im Musikstück (bevorzugt leise Passage ohne Animator und danach dynamische Passage mit Animator); kurzes Aufrütteln des gespannten Publikums durch lustiges Hineinrufens in die Musik (im Vergleich zur echten Stimme hört man die verringerten Verzerrungen schliesslich besser heraus) und danach ausführliche Erklärung der Klangverbesserungen, derer man gerade Zeuge geworden war. Grandios - Hudini hätte es auch nicht besser gekonnt. Nach dem Umschalten machten sich zwar häufig allgemeines Axelzucken und verwunderte Blicke breit (da sind die Hudini-Tricks einfach überzeugender); der Unterhaltungswert stimmte aber in Summe schon.
Bild 2: Ingo Hansen und Partner
Abgesehen von der Zubehör-Präsentation spielte dieses Jahr die Kette ein wenig ausgewogener und tonal angenehmer, was wahrscheinlich an den ALR Jordans im Vergleich zu den letztjährigen KEFs gelegen haben mag. Wirklich überzeugend wirkte der Phonosophie Sound auf mich auch dieses Jahr nicht. Was gläubige Anhänger eventuell als Livehaftigkeit beschreiben, empfinde ich eher als in Summe ein wenig zu hell, leicht hallig und auf jeden Fall mit Verzerrungen angereichert - weniger mein Geschmack.
Bild 3: ALR Jordan mit Animator unterhalb des Hochtöners
Wenn ich als Naturwissenschaftler wieder eine Entzauberungsversuch liefern dürfte, würde ähnlich dem Effekt aus 2005 behaupten, dass ein Röhrchen, dass man in Nähe einer Hochtonkalotte an einen Lautsprecher anbringt, dess Abstrahlverhalten verändert bzw. stört und evtl. sogar (normalerweise unerwünschte) Reflexionen oder sogar Phantomschallquellen hinzufügt, was Tonalität und räumliche Abbildung beeinflusst.
Fazit: Nicht immer alles technisch erklären wollen und auf die Preispolitik des Voodoo-Hifis schimpfen. Wenn man zeschnibbelte C&A Jeans als teure Designer-Jeans verkaufen kann, darf man auch für viel Geld Röhrchen an Hochtöner hängen oder Dosen in Bassreflexrohre legen (s.a. High End 2005 - Phonosophie).