Ähnlich der Bandbreite von Hifi-Selbstbau, benötigte man auch bei Custom-Audio eigentlich mehrere Vorführtermine. So vielfältig und spannend war die Auswahl an hochwertigen Projekten. Neben der herrlich bodenständigen Präsentation von Ralf Wolniczak und Andreas Rullmann, gab es zudem auch aktuelle bzw. brandneue Chassis von Scan Speak, Peerless und Mundorf zu sehen.
Bild 1: Custom-Audio Vorführung mit der grossen Apollon.
Bild 2: Hochwertige Elektronik von Tact, Lyngdorf und SAC. Preisgünstiges von Block.
Die alternativ eingesetzte Elektronik von Block kenne ich bereits seit der Vorstellung auf der High End 2009, die Vorstufe Mediatore und insbesondere die Monoendstufen Igel von SAC andererseits gehören längst zu den Urgesteinen der deutschen Hifi-Welt. Die von Custom-Audio verwendete Vorstufe ist zwar mittlerweile durch das Modell Beta abgelöst worden, die vorgeführten Igel 60 entsprechen aber der erst kürzlich überarbeiteten Version des über 20 Jahre alten Hifi-Klassikers untern den bezahlbaren Endstufen.
Im Weiteren kamen er Lyngdorf CD-Player CD1 und der Tact (bzw. Lyngdorf) Vollverstärker TDA 2200 zum Einsatz. Dass sich die beiden dänischen Geräte vom Design her sehr ähneln ist übrigens kein Zufall. So gründte der umtriebige Peter Lyngdorf schon etliche bekannte dänsche Hifi-Marken und Geschäfte. 1998 machte er unter der neu ins Leben gerufenen Marke Tact Audio mit den ersten Hifi-tauglichen "Digitalverstärkern" auf sich aufmerksam. Aus Tact wurde nach einigen Jahren Lyngdorf. Das Besondere am TDA 2200 ist nicht nur die Puls-Weiten-Verstärkung - auch Digitalverstärkung oder ClassD genannt - sondern, dass er DSP´s zur digitalen Raumanpassung nutzt. Ähnliche Systeme gibt es beispielsweise von Audyssey; die selbige Technik zur Raumkorrektur von Heimkinoreceivern, Profi-Installationen oder im Car-Hifi-Bereich nutzen. Mit Letzterem habe ich selber bereits in meinem BMW Z3 M Coupe sehr positive Erfahrungen sammeln können. Dass wir in Zukunft noch deutlich mehr von dieser Technologie (im wahrsten Sinne des Wortes) hören werden, davon bin ich fest überzeugt. So bewies das diesbezüglich am weitesten entwickelte Hifi-Gerät ein paar Räume weiter auf der Hifi-Music-Word, was man mit dieser Technologie so alles anstellen kann. Aber das ist eine andere Geschichte - nachzulesen unter definiteAudio. Zurück zu Custom-Audio und der optisch imposanten Apollon.
Bild 1: Die imposante Apollon neben dem noch imposanteren Aktiv-Subwoofer.
Bild 2: Die einzelnen Gehäuse sind mit rückseitigen Profilen verschraubt.
Bild 3: Die Verarbeitungsqualität und die schönen Hölzer sind einfach lecker.
Bild 4: Am Aktivsubwoofer kann man seitlich ein 25er Chassis ausmachen.
Gerd Lommersum verwendet bei der Apollon Chassis der neuen Illuminator-Serie (was für eine Name) von Scan-Speak. Diese konnte man diese Jahr bereits auf der High End 2009 bestaunen. Nach dem Debut der neuen Phonar Lautsprecherserie, ist Lommersum meines Wissens nach nun der Erste aus der Selbstbauszene, der diese ungewöhnlich designten Chassis verwendet. Die ohnehin nicht schmächtige Apollon wurde zudem durch einen passenden Aktiv-Subwoofer mit 25er Alu Chassis unterstützt.
Kanglich hat mir persönlich die Apollon gut gefallen. Sehr beitbandig und mit hohem Auflösungsvermögen gesegnet, erspielte sich die Apollon das Prädikat "hochwertiges Hifi". Das konnte man bei den Zutaten allerdings auch erwarten - für Pfennig-wuchsende Selbstbauer ist dieses Projekt denn wohl auch eher nicht geeignet.
Natürlich darf ich hier nicht nur über den Gastauftritt der Apollon von Gerd Lommersum berichten; auch die drei Konzepte von Custom-Audio sollen kurz vorgestellt werden:
Bild 1: Custom-Audio Projekte Performer, Hear, I am und Transformer auf dem Subwoofer Air in Motion (v.l.n.r.).
Bild 2: Transformer mit den neuen Mundorf Chassis AMT 2310C (Air-Motion-Transformer) und dem 18er CMW180C.
Bild 3: Auch die Performer (im Vordergrund) nutzt den Mundorf CMW180C. Die wertige Hochtonkalotte HDS DT 26/08 kommt allerdings von Peerless.
Die Performer 2-Wege-Bassreflex im ca. 15 Liter Gehäusevolumen. Als Tiefmitteltöner kommt der CMW180C, ein 18er Chassis der brandneuen HSD (Holographic Sound Device) Serie von Mundorf zum Einsatz. Die Hochtonkalotte ist eine HDS DT 26/08 von Peerless. Diese hochwertige 25mm Kalotte für unter 100 Euro pro Stück steht anderen, vielfach teureren skandinavischen Highend Hochtönern weder in Bauart noch in den technischen Spezifikationen nach. Eine Frequenzweiche komplett aus hochwertigen Mundorf Bauteilen runden das Bild dieses Highend Kompaktlautsprechers ab.
Die vom Aufbau ähnliche, aber kleinere "Hear, I am" ist da günstiger bestückt. Als Tiefmitteltöner nutzt sie den Custom-Audio eigenen 14er TM14P. Die Hochtonkalotte ist eine Vifa XD270F/4. Wie immer bei Custom-Audio kommen auch bei dieser kleinen Kompaktbox ausschliesslich Mundorf Bauteile in der Frequenzweiche zum Einsatz. Die einfach zu beschaltenen Treiber ermöglichen eine einfache Beschaltung und somit einen hohen Wirkungsgrad von 88db pro Watt und Meter für so einen kleinen Lautsprecher. Als möglichen Endschalldruck gibt Custom-Audio mehr als ausreichende 104dB an.
Bei der Transformer wurde nicht an hochwertigen Zutaten gespart. Neben dem Mundorf CMW180C, der auch in der Performer zum Einsatz kommt, mutzt der 18 Liter Bassreflex-Lautsprecher den neuen Airmotiontransformer AMT 2310C von Mundorf. Dieser 350 Euro teure Hochtöner ist dem ähnlich gepreisten Eton ER4 nicht unähnlich und könnte diesem Dank ebenfalls exzellenter Spezifikationen in Zukunft auch sicher Konkurrenz machen. Und weil man bezüglich Tieftonsubstanz nie genug haben kann, wurde die Transformer noch von den aktiv entzerrten 20er Dipolbässen der "Air in Motion" unterstützt.
Der versierte Selbstbauer kann die Chassis aus dem Programm von Custom-Audio natürlich auch einzeln erwerben. Die folgenden Bilder zeigen Auszüge aus dem Lieferprogramm:
Bild 1: Scan Speak.
Bild 2: Peerless.
Bild 3: Mundorf und rechts im Bild die Peerless Hochtonkalotte HDS DT 26/08.
Bild 4: Mudorf und Peerless in der Performer vereint.
Nach einer Session mit der Apollon hatte ich zumindest noch kurz Gelegenheit die kleine "Hear, I am" zu hören. Unfair genug, von einem mannshohen 3-Wege-Lautsprecher mit Kühlschrank-grosser Aktiv-Subwoofer-Unterstützung auf einen preiswerten (139 EUR pro Stück ohne Gehäuse) Kompaktlautsprecher umzuschalten; durfte die "Hear, I am" auch nicht an der Top-Elektronik spielen, sondern musste sich mit der preiswerten Elektronik von Block begnügen. Die 2 mal 40 Watt des 450 EUR Verstärkers V100 genügten zumindest für ausreichend Pegel an der genügsamen Box.
Bild 1: "Hear, I am" mit Custom-Audio eigenem TM14P 14er Papierkonus und der Vifa XD270F/4 Gewebekalotte.
Bild 2: Block Vollverstärker V100 und CD-Player C100 links unten im Bild.
Die Klangqualität des günstigen Ensembles konnte sich zudem wirklich hören lassen. Im Bezug auf maximale Grobdynamik und Tiefbassfähigkeit muss man natürlich gegenüber der Apollon deutliche Abstriche machen. Wenn man sich allerdings einige Minuten auf das weniger wuchtige Klangbild eingestellt hat, ertönt dies tonal in sich schlüssig, ausreichend gross und glaubhaft. Auch hinsichtlich des Auflösungsvermögens kommt die günstige Kette natürlich nicht an das vielfach teurere Equipment heran. Wirklich viel musikalisch Relevantes muss man deshalb aber auch nicht vermissen. Ganz im Gegenteil; so spielte die "Hear, I am" die Vorzüge gut gemachter kleiner 2-Wege-Monitore voll aus: Ein absolut homogenes, unverzerrtes und sogar recht dynamisches Klangbild versprachen langzeittauglichen Musikgenuss. So war es eine wahre Freude einer alten Aufnahme des Klassikers "Keep on Running" zu lauschen. Plastisch, atmosphärisch, mit guter Auflösung und tollem Timing regte die "Hear, I am" zum Fusswippen an.
Und so waren ausgerechnet die kleine unscheinbare "Hear, I am" und die Block Elektronik für mich das unerwartete Highlight der Custom-Audio Vorführung. Zum Kurs von ein paar Kabeln oder überflüssigem Zubehör, wie oft auf der High End Messe zu sehen, konnte man hier über ernsthaftes Hifi richtig gut Musik hören. Mehr braucht man eigentlich nicht.