Wer bei seinem Messebesuch auch auf der Suche nach etwas ausgefallenerem Highend war, kam in diesem Hörcontainer voll auf seine Kosten. Jeder Teil der Kette aus German Physiks Lautsprechern, Vitus Audio Elektronik und einem Bergmann Audio Analoglaufwerk kann mit aussergewöhnlichen technischen Lösungen aufwarten. Aber fernab des Exotenbonus, wurde hier zudem auch richtig gutes Hifi geboten...
Bild 1: Vorführung an dem German Physics Modell PQS 302.
Bild 2: Vitus Audio Kette.
Bild 3: Bergmann Laufwerk Sindre mit Sleipner Tonarm.
Als schon optisch ungewöhnlichster Teil der Kette, fallen sofort die Lautsprecher von German Physics auf. Das zweitgrösste Modell 302 aus der PQS Serie ist mit 2 der DDD-Treiber genannten Rundstrahlern bestückt. Diese Chassis sind tatsächlich etwas Besonderes. So kann man sie weder in die Schublade der gewöhnlichen Hubkolbenstrahler, noch in die der Biegewellenstrahler (wie dem Manger Wandler) stecken. Auch die von der Abstrahlcharakterstik eventuell ähnlichen Wandler von MBL (auch unter High End 2009 - Neues zu sehen) funktionieren doch anders.
Letztendlich verhalten sich diese Konusmembranen aus dünner Titanfolie oder Kohlefasergewebe wie alle oben genannten Systeme zusammen. Bedeutet: Durch eine noch weitgehend gewöhnliche Schwingspule angetrieben, verhält sich der DDD-Treiber bei niedrigen Frequenzen durch seine Steifigkeit gebende Konusform wie ein Konuschassis; ausser das es durch seine um 90 Grad gedrehte Einbaulage rundstrahlt. Zu höheren Frequenzen hin bricht die Membran immer mehr in Biegewellen auf (analog dem Mangerwandler) und erzeugt so durch diese Wellenbewegung hohe Frequenzen, ohne das der Antrieb hierbei die gesamte Masse des Konus in dieser Frequenz antreiben muss.Das klingt alles ein wenig abenteuerlich, da kaum vorstellbar ist, zu jeder Frequenz ein definiertes Abstrahlverhalten samt gleichmässigen Frequenzgang hinzubekommen. Ob das Ganze trotzdem so gut abgestimmt ist, dass am Ende Musik reproduziert werden kann, wird der folgende Hörcheck zeigen.
Bild 1 bis 4: German Physics Modell PQS 302.
Da die beiden DDD-Treiber der PQS 302 mit der Wiedergabe von tiefen Frequenzen überfordert wäre, springen ab 170 Hz klassische Hubkolbenstrahler ein. Je zwei 20cm Chassis in grosszügigen Gehäusen sollten für ausreichenden Tiefgang sorgen.
Im Weiteren habe ich mich sehr über die Vorführung mit Vitus Audio Elektronik gefreut. Auf der - High End 2007 hiess es auf dem Stand von Dr. Feickert noch: "nur gucken - nicht anhören!" Die Möglichkeit die pieksauberen und aus edelsten Bauteilen aufgebaute dänische Elektronik zu hören konnte nun nachgeholt werden.
Bild: Gewaltige Stereo Endstufe SS-101.
Das Analoglaufwerk Sindre mit Sleipner Tonarm von Bergmann Audio passte als eher seltenes aber mit höchstem Anspruch konzipiertes Gerät ebenfalls gut in die Kette. Von Aussen kaum zu erkennen ist, dass nicht nur der Tonarm, sondern auch der Plattenteller luftlagert sind. Der Plattenteller läuft hierbei auf einem dünnen Luftpolster zwischen zwei Aluminiumscheiben. Die Zentrierung der Lagerachse erfolgt über ein besonders abriebfestes Polymer.
Ob der Gesamtaufwand lohnt, habe ich dann mit den beiden von mir am meisten verwendeten Platten auf der High End (Patricia Barbers Nightclub und Joy Denalanes Mamani live) überprüft. Gleich die Entwarnung mit Patricia Barbr vorweg: Trotz des ungewöhnlichen Lautsprecherkonzepts, spielt alles stimmig und ohne unangnehme Verfärbungen. Das hätte ich bei den DDD-Treibern kaum zu hoffen gewagt. Was ebenfalls positiv auffällt, sind die bruchlose Wiedergabe und die plastische räumliche Darstellung, bis zu hohen Pegeln hin unkomprimierte Dynamik und einen sehr tiefen und zugleich sauber konturierten Tiefton.
Alles top? Muss man nun die Lautsprecherwelt auf DDD-Treiber umdenken? Nicht ganz. Mit Joy Denalane gab es dann doch ein wenig zu bekritteln: Joys Stimme kam leicht verfärbt und wirkte auf mich ungewohnt kehlig und brustlos. Die fetten Bassdrum-Kicks standen bei anderen Topvorführungen zudem trockener im Raum. All diese Dinge können natürlich auch an dem viel zu kleinen Hörcontainer gelegen haben. Die vorangegangenen Topvorführungen fanden schliesslich alle in den grösseren Räumlichkeiten des Atriums statt. Wer also Lust auf besondere technische Lösungen und ein extra räumliches Klangbild hat, dem sei ein Versuch mit dieser Kette ruhig empfohlen.