Über diesen Neuzugang auf dem Hifi-Markt habe ich mich sehr gefreut: Da gibt ein kleiner Lautsprecherhersteller aus der Nachbarschaft (Unterschleissheim bei München) sein Debüt auf der High End; und kann gleich dermassen mit einem stimmigen Konzept, Topklang und einem guten Preis-Leistungsverhältnis punkten. Aber der Reihe nach...
Bild 1 und 3: Das Erstlingswerk Obelisk 1.
Bild 2: Bezahlbare Rotel-Anlage.
Die wichtigste und auch augenfälligste Besonderheit der Obelisk 1 von Hifi Sound und Design ist sicher ihr spindelförmiges zweiteiliges Gehäuse aus 2cm starker Keramik. Dieses wird in 80(!) Stunden Handarbeit gefertigt. Sowohl die Form als auch das schwere schalldämmende Material sind zudem nicht nur eine optische Besonderheit, sondern versprechen auch beste akustische Bedingungen für die hochwertigen Chassis. Diese entstammen aus der Topserie Excel von Seas. Die Hochtonkalotte gilt als eine der Besten (und auch teuersten) auf dem Markt. Die 15cm Magnesium Tief-Mitteltöner ebenso; auch wenn ich mich mit dem Klang der meisten Lautsprecher mit diesen Chassis nicht anfreunden kann. So perfekt sich die steife Magnesiummenbran messtechnisch auch gibt, in so unschöne und heftige Resonanzen verfällt diese wenn sie ausserhalb ihres zugedachten Einsatzbereichs noch Töne von sich geben kann. Sprich: Eigentlich kann man sie gar nicht früh und steilflankig genug aus dem Geschehen nehmen; es sei denn man missversteht Verzerrungen als Hochtonauflösung. Mal sehen wie Hifi Sound und Design das gelöst haben...
Bild 1: Seas Excel Bestückung.
Bild 2: Das 27 Liter netto fassende Gehäuse ist über Edelstahlverbindungselemente mit dem Fuss verbunden.
Bild 3: Hochwertige Mundorf Frequenzweiche im Fuss.
Zurück zur Obelisk 1. Bei der zwar optisch zierlichen, aber 60kg schweren Box hat man auch sonst nichts dem Zufall überlassen. Die Frequenzweiche steuert der bestens beleumundete Spezialist Mundorf bei. Wie man auf Bild 3 erahnen kann, kommen dabei auch nur höchstwertige Bauteile zum Einsatz. Mit den verwendeten Kupferflachbandspulen und den Silber-Öl-Kondensatoren konnte ich schon bei meiner Visaton VOX 200 MHT High End gute Erfahrungen machen.
Die untere halbe Keramikspindel gehört nicht zum Nettovolumen und dient lediglich als Fuss und kompressionsfreier Raum für die Frequenzweiche. Die klangliche Abstimmung wurden letztlich von Studioprofis vorgenommen. Zu Preisen von 7.600 EUR pro Paar ist der Kurs angesichts des Gebotenen noch als fair zu bezeichnen. Ebenfalls sympathisch empfand ich, dass nicht - wie auf der High End üblich - mit unbezahlbarer Highend Elektronik vorgeführt wurde, sondern mit ganz volksnahen Komponenten von Rotel. So dürften Komponenten vom Schlage eines CD-Player RCD-1072 (940 EUR), des Vorverstärkers RC-1082 (1.000 EUR) und der Endstufe RB-1080 (1.600 EUR) die Obelisk 1 wahrscheinlich nicht voll ausgereizt haben.
Wie auch immer. Eine akustische Überprüfung mit Allan Taylors Beat Hotel war fällig. Die erwies sich vom ersten Takt an als hoch erfreulich. Allans sonore tiefe Stimme erklang schon voluminös und mit voller Brust. Die Auflösung einzelner Details geriet - wie zu erwarten - sehr gut. Das sorgte im Weiteren auch für eine gute rämliche Abbildung. Erstaunlich für zwei kleine 15er auf 27 Liter Gehäusevolumen war der erstaunlich tiefe und kräftige Bass.
Positiv überraschen konnte mich zudem das Fehlen von etwaigen Verzerrungen, wie ich sie bei den Magnesiumchassis befürchtet hatte. Hier hat man sich offenbar Mühe bei der akustischen Abstimmung gegeben.
Die neue Design-Superbox? Ja und nein. In der Summe ihrer Qualitäten, kann man jedem, der nach hoch aufgelöster und breitbandiger Wiedergabe sucht, aber keine Unsummen ausgeben oder sich riesige Vierwege-Monster ins Wohnzimmer stellen will, nur zu einer Hörprobe mit der Obelisk 1 raten. Für meinen Geschmack war der Vortrag tonal aber ein wenig zu hell. Der Brillianzbereicht wirkte leicht nervös und der Tiefton könnte noch etwas konturierter sein. Aber halt! Ich vergleiche hier die Obelisk 1 mit den besten mir bekannten und meist viel teureren Lautsprechern. Zudem ist meine heimische Elektronik hinsichtlich Auflösungsvermögen und Tieftonkontrolle den günstigeren Rotel-Komponenten vermutlich überlegen. Denn die gesamte Kette beeinflusst den Klang. So kann der etwas helle und strenge Hochton auch beispielsweise der Rotel Elektronik geschuldet sein. Diese habe ich nie als besonders warm oder rund empfunden.
So bleibt nur ein Fazit aus der Messevorführung: Top Einstand eines sehr wertigen Lautsprechers mit hohem klanglichen Potenzial.