Die Bochumer Manufaktur LignoLab fertigt unterschiedliche Produkte mit einer hohen Fertigungstiefe. So stammen nicht nur die monströsen Hörner "Onken W. sandgefüllt", sondern auch das Hifirack, der Laufwerkstisch und die Schwingungsdämpfer aus hauseigener Fertigung.
Bild 1: Der Vorführraum wurde klar von den übermannshohen 4-Wege-Hörnern Onken W. dominiert.
Bild 2 und 3: Alle Hörner des Onken W. - ob Holzschnecke oder Messingtrichter - entstehen in Bochum.
Bild 4: Der TT100 "Tisch der Ruhe" (links) nimmt die Trittschallentkopplung ernst: 100kg Schichtholz sind zum Boden hin nochmals mit den Niederfrequenzdämpfern D172 entkoppelt.
Da ich kein grosser Hörnerfan bin, und von der High End Messer noch recht gruselige Vorführungen vergleichbar grosser Mehrwegehörner im Gedächtnis hatte, waren die Erwartungen an die Vorführung gering.
Überraschenderweise klangen verschiedene akustische Aufnahmen, über den leider viel zu seltenen Platine Verdier Plattenspieler wiedergegeben, aber höchst vergnüglich.
Am Hörvergnügen hatte sicher auch die liebevolle Auswahl an sehr guten (alten) Aufnahmen von LP und dem Abspielen über den tollen Laufwerkklassiker Patine Verdier ihren nicht unerheblichen Anteil. Gleich mit dem geschickt gewählten ersten Stück, das ich hören durfte, nahm mich die Wiedergabe gefangen: Das Jazz Schlagzeuger Art Blackey stürmte gleich in seiner typischen Art los. Die Onken W. brachte hier das Kunststück zustande nicht nur gross und grobdynamisch zu Werke zu gehen, wie man das gemeinhin von solch grossen Hörnern kennt, sondern zeigte auch eine saubere Tonalität und ein weitgehend ganzheitliches und stimmiges Klangbild. Selbst das einsetzende Saxophon klang authentisch und nicht überpräsent oder gequält, wie ich es schon oft auf der High End vor vergleichbarem Equipment erleiden musste.
Dass Edgar Vareses Schlaginstrumente auch gut über die Onken W. funktionieren würden, war nach dem ersten Stück eigentlich schon klar. Die lebensgrosse Abbildung, die Ansatzlosigkeit dynamischer Grossereignisse und die in der Grösse realistische Bühnendarstellung waren trotzdem eine Schau und wurde gleich in der eher übersichtlich gefüllten Schublade der höheren audiophilen Lustmomente abgespeichert. Top!
Ein Mehrwegehorn an dem ich nicht doch noch etwas auszusetzen habe? Natürlich nicht. Bei der Wiedergabe von anspruchsvolleren Gesangsstimmen kam die Onken W. dann doch ein wenig in Bedrängnis. Während die sonoren Stimmen von Jaques Brel oder Patricia Barber noch wunderbar plastisch, lebensecht, nur ein wenig zu gross mit zu viel "Brust" erklangen, erklingen hellere Stimmen dann doch ein wenig zerrig und drohen ins Grelle zu kippen. Zudem malt die Onken das Musikgeschehen eher mit einem groben Pinsel: Ein gezupfter Bass klingt schon einmal übertrieben fett, ein Piano geht etwas unter und leicht zerrrige Stimmen überlagen das restliche Klangeschehen.
Diejenigen die sich ersthaft mit der Anschaffung dieser nicht besonders zierlichen und unauffälligen Design-Lautsprecher beschäftigen, dürfte die eher grobdynamische Ausrichtung wohl kaum schrecken. Sie können die Tatsache geniessen, dass sie sich für ein grosses Horn mit ungewöhnlich guten tonalen Manieren entschieden haben.